„Jeder Mensch braucht ein Zuhause“

Am Caritas-Sonntag machten die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Caritas-Ausschusses auf die Not von nebenan aufmerksam – Spenden bleiben am Ort

In Deutschland fehlen eine Million Wohnungen. Nicht nur Randgruppen sind betroffen, das Problem ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Wohnungen werden luxussaniert und die Mieten steigen derart, dass mittlerweile nicht wenige Menschen ihr langjähriges Zuhause verlassen müssen, aber keine neue Wohnung finden, die sie sich leisten können. Sie verlieren ihr soziales Umfeld und ihr Zuhause. Am Ende sitzen sie vielleicht auf der Straße.

Ihr Endpunkt ist der Ausgangspunkt der Caritas-Kampagne 2018. Mit ihr soll gezeigt werden, wo es an Wohnungen fehlt und wie man bezahlbaren Wohnraum schaffen kann. Denn ein Zuhause für jeden darf in einem reichen Land wie Deutschland nicht Privileg sein, sondern Grundrecht, so die Überzeugung des Caritasverbandes.

Anlässlich des Caritas-Sonntags griff auch der Caritas-Ausschuss von St. Nikolaus den Slogan der diesjährigen Kampagne, „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“, auf. In einem szenischen Dialog, den Caritasausschuss-Mitglied Walburga Rüttenauer verfasst hatte, stand die doppelte Bedeutung des Begriffs „Zuhause“ im Zentrum. Sie freue sich beim Heimkommen – vor allem auch nach einer längeren Reise, wenn sie schon in der Ferne den Turm von St. Nikolaus sehe – auf ihr Zuhause, sagte Rüttenauer zu ihrer Gesprächspartnerin. Beide Frauen wollten gemeinsam darauf aufmerksam machen, wie wichtig es für jeden ist, einen persönlichen Ort des Rückzugs und Wohlfühlens zu haben.

Doch die eigenen Möbel und privaten Einrichtungsgegenstände machten nicht allein das Gefühl, daheim zu sein, aus. Ein Zuhause sei viel mehr als nur eine Wohnung, lautete einer der Sätze aus diesem kurzen Gespräch. „Mein Zuhause ist diese Wohnung“, deutete Rüttenauer auf den Tisch mit den Blumen, der Kerze und den Kaffeetassen vor dem Altar. Aber auch der Ort Bensberg, wo sie hingehöre und viele Menschen kenne, die hier leben, sei ihr Zuhause: die Frauen aus der kfd, die Mitglieder des Kirchenchores, alle, die mit ihr in der Caritas arbeiten würden, oder auch die Lektoren, die Teilnehmer aus dem Bibelkreis und alle, die sie grüßten, wenn sie die Schlossstraße entlang gehe, veranschaulichte Rüttenauer das Kernanliegen dieses kleinen Spiels. Alle diese Menschen seien Teil ihres Zuhauses, auch wenn oft aus dem Blick gerate, dass man selbst für andere zu einem Stück Zuhause werden könne. Da aber gelte es, einmal genauer hinzuschauen und die Gemeinde in den Blick zu nehmen. „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“, wiederholte Rüttenauer noch einmal und richtete damit gleichzeitig einen eindringlichen Appell an die Gemeinde, aufmerksam wahrzunehmen, wo Hilfe benötigt werde. Außerdem bat sie darum, eine solche Beobachtung an die dafür zuständigen ehrenamtlichen Mitarbeiter in den Gemeinden St. Nikolaus und St. Joseph weiterzuleiten.

Auch Pfarrvikar Dr. Luke Ndubuisi, den Walburga Rüttenauer in ein Interview über seine afrikanische Herkunft und sein Verständnis von Heimat verwickelte, erweiterte den Begriff eines Zuhauses: „Ich bin als Weltpriester überall zuhause. Vor allem aber finde ich dort mein Zuhause, wo Menschen meinen Glauben teilen. Dort fühle ich mich heimisch – wie hier in Bensberg bei Ihnen.“

Natürlich lebt die Arbeit der Caritas, für die derzeit 15 Gemeindemitglieder ehrenamtlich tätig sind, vor allem von Spenden. So ist die Kollekte des vergangenen Sonntags, die in dieser Form einmal jährlich durchgeführt wird, für Menschen in Not gedacht, die unmittelbar am Ort leben und auf eine solche wirtschaftliche Unterstützung angewiesen sind – beispielsweise in Form von Zuschüssen für Lebensmittel und Schulmaterial, bei Verschuldung oder auch für ein Haushaltsgerät, das dringend ersetzt werden muss und wofür dann oft einfach kein Geld da ist.

„Ihre Spende wirkt – direkt in unseren Gemeinden“, versichern die Verantwortlichen für die Caritasarbeit am Ort, die es sich zur Aufgabe machen, vertraulich und unbürokratisch zu helfen. 95 Prozent des gespendeten Geldes verbleiben in der Gemeinde.

Wer Hilfe braucht, kann sich jederzeit in der Caritas-Sprechstunde melden: in Bensberg im Pfarrbüro montags von 9 bis 10.30 Uhr und in Moitzfeld im Pfarrbüro mittwochs von 10 bis 11 Uhr. Und wer die Arbeit des Caritas-Teams finanziell unterstützen will, ist in den Pfarrbüros ebenfalls richtig.

Text und Foto – Beatrice Tomasetti