Bei einem Koordinierungstreffen unter der Leitung von Engagementförderin Rossi große Oevermann und Dorothea Felser, Mitglied im Bensberg-Moitzfelder Pfarrgemeinderat, haben rund 25 Gemeindemitglieder ihre Hilfe bei der Entwicklung von Angeboten für Menschen aus der Ukraine zugesagt. Zwischen 12 und 84 Jahren waren die Teilnehmer der Runde, die sich in dieser Woche auf Anregung des Pfarrgemeinderates zusammengesetzt haben, um einmal zu überlegen, was sie persönlich einbringen können und was den Austausch mit den Geflüchteten, die seit ein paar Wochen in der Pfarreiengemeinschaft wohnen, befördern könnte. „Der Treffpunkt von St. Nikolaus soll an jedem Mittwoch ein Ort des gegenseitigen Kennenlernens, der Begegnung und des Austauschs untereinander für die Menschen sein, die zurzeit im Generali-Gästehaus von Schloss Bensberg eine Unterkunft bezogen haben oder aber auch in privaten Unterkünften leben und nicht auf sich gestellt bleiben sollen“, betonten dabei die beiden Initiatorinnen. Außerdem gehe es für die Menschen, die Schreckliches erlebt und zum Teil ihre Angehörigen in der Heimat zurückgelassen hätten, um ein bisschen Alltagsstruktur und – im besten Fall – auch den Wiedergewinn eines Stückchens Lebensfreude.
So unterschiedlich die potenziellen Helferinnen und Helfer auch sind, so vielseitig ist auch ihre Vorstellung von dem je eigenen Beitrag, den sie zum Gelingen dieses Angebots leisten wollen. Da ist die Studentin, die gerade zwischen zwei Studiengängen steht und ihre freie Zeit in die Flüchtlingshilfe investieren möchte. Sie kann sich vorstellen, bei der Kinderbetreuung oder Hausaufgabenhilfe mitzumachen. Da ist die junge Mutter eines Säuglings, die sich gut in andere Mütter hineinfühlen kann, die gerade um ihre Söhne oder Männer in den Kampfgebieten bangen. Sie würde gerne bei einem Frühstücksangebot zur Verfügung stehen. Da ist der Jobcenter-Mitarbeiter, der sich im Dschungel der vielen zu bewältigenden Hartz IV-Anträge auskennt und sein Fachwissen zur Verfügung stellen will, oder der pensionierte Lehrer, der sich um Hausaufgaben der Schüler kümmern könnte oder ab und zu auch einen Ausflug organisieren möchte. Da ist der junge Elektrotechniker, der einen Sinn fürs Praktische hat, sich aber vor allem Sportangebote ausdenken will, um die Menschen nicht nur sprichwörtlich in Bewegung zu bringen. Und da ist die 12-jährige Messdienerin, der das Schicksal all dieser Menschen so zu Herzen geht, dass sie sich vorstellen könnte, nach der Schule gemeinsam mit Erwachsenen ein Spieleangebot für die Allerkleinsten zu entwickeln – auch damit sich deren Mütter in der Zwischenzeit zum Beispiel beim gemeinschaftlichen Kochen landestypischer Gerichte von der für sie nicht einfachen Lebenssituation in einem fremden Land ablenken lassen können.
Viele in dieser bunt gemischten Runde sind auch einfach ohne irgendeinen konkreten Vorschlag gekommen, signalisieren aber ihre Bereitschaft, sich da einzubringen, wo ihr Mittun am meisten gebraucht wird – wie zum Beispiel die drei Ukrainerinnen, die alle schon viele Jahre in Deutschland leben und sich als Dolmetscherinnen zur Verfügung stellen. Auch einige PGR-Mitglieder sind mit dabei. Sie erklären ebenfalls ihre sporadische Bereitschaft, sich dort nützlich zu machen, wo noch helfende Hände gesucht werden.
Am Ende steht denn auch für jeden Mittwoch im Monat ein konkretes Angebot im Treffpunkt St. Nikolaus fest: Am ersten Mittwoch, dem 4. Mai, soll es um 10 Uhr mit einem Frühstück – einschließlich Kinderbetreuung – losgehen, das zunächst die Helfer aus diesem Kreis für ihre neuen Nachbarn zubereiten. Später aber, wenn sich das Ganze erst einmal etabliert hat, soll es dann so sein, dass die Menschen aus der Ukraine – zum Großteil sind es Frauen, nur sehr vereinzelt auch Männer – selbst aktiv werden und mithelfen, dieses Gemeinschaftsangebot vorzubereiten.
Am zweiten Mittwoch, dem 11. Mai, steht ein Bewegungsangebot im Zentrum: Bei gutem Wetter ist Walking oder auch Laufen in der Natur geplant, bei schlechter Witterung alternativ ein vergleichbares Fitness-Programm auf Iso-Matten im Treffpunkt und parallel dazu ein Yoga-Angebot.
Am dritten Monat, dem 18. Mai, würde ein Ausflug in die Umgebung stattfinden. Zeit und Ziel werden noch bekannt gegeben.
Und am vierten Mittwoch im Monat soll es nachmittags ums Kochen in der neuen Küche des Treffpunkts gehen. Auch hier gibt es Verantwortliche, die dieses Projekt im Vorfeld vorbereiten, mit den Teilnehmerinnen ein Menü absprechen und die notwendigen Lebensmittel dafür besorgen.
Über diese Planungen in St. Nikolaus hinaus bietet die Musikpädagogin Uta Vossebrecker über die Städtische Max-Bruch-Musikschule unter dem Motto „Zusammen Musik machen“ Musikkurse für Kinder aus der Ukraine an, für die keine Vorkenntnisse erforderlich sind. Kontakt: EMP.musikschuleGL@gmx.de oder unter 0157/ 52 77 51 19.
Eingeladen zur Teilnahme an diesen Angeboten sind alle Menschen aus der Ukraine, die in Bensberg oder Moitzfeld ein neues Zuhause gefunden haben – unabhängig davon, ob sie in einer städtischen Flüchtlingsunterkunft oder privat untergebracht sind. Das betont ausdrücklich Mechtild Münzer, Mitglied des Kreises „Wir für neue Nachbarn“ und Koordinatorin des Sozialen Netzwerkes Bensberg-Moitzfeld, die immer auch den Kontakt zur Stadt sowie zur Integrationsbeauftragten im Kreisdekanat Rhein-Berg hält und seit vielen Jahren als die „gute Fee“ der Geflüchteten gilt. Erst mit der Zeit, so erklärt sie, werde sich herauskristallisieren, wo der größte Bedarf liege, dem man die nun entwickelten Angebote dann jederzeit anpassen wolle.
Wer Interesse an einer Unterstützung dieses gemeindlichen Ukraine-Projektes hat und sich ebenfalls engagieren will, kann sich jederzeit bei Engagementförderin Rossi große Oevermann melden unter: ehrenamt@nikolaus-und-joseph.de oder 0178/ 668 7033.
Text – Beatrice Tomasetti
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