Andreas Süß übernimmt zum 15. August die Aufgabe des Leitenden Pfarrers in Bensberg und Moitzfeld
Messdiener, Chorsänger, Firmkatechet, Lektor, Kirchenvorstandsmitglied – Andreas Süß hat die gesamte Bandbreite ehrenamtlichen Engagements in einer katholischen Pfarrei selbst schon in jungen Jahren erlebt und sich immer zum Mitmachen in der Gemeinde werben lassen. Mit seiner Priesterweihe im Mai 2008 war es aber dann der Wunsch des heute 39-Jährigen, sein Leben „ganz für Gott und die Menschen zu geben“, wie er sagt. Zum 15. August tritt der Subregens des Kölner Priesterseminars, Direktor des Päpstlichen Werkes für geistliche Berufe und Leiter der gleichnamigen Diözesanstelle in Köln nun die Nachfolge von Pfarrer Heinz-Peter Janßen an und wird damit die Gemeinden St. Nikolaus und St. Joseph verantwortlich leiten. „Ich freue mich auf die Menschen im Bergischen Land: auf die lebendigen Gemeinden mit so vielen Ehrenamtlichen, besonders auf die vielen jungen Familien, die Jugendarbeit und auf die wunderbare Kirchenmusik!“, sagt er und zeigt sich bereits gut informiert über die neue Wirkungsstätte.
Für diese Schwerpunkte bringt Süß die besten Voraussetzungen mit. Nicht nur, dass er selbst Geige spielt und gerne singt. Mit seinem Namen verbindet sich vor allem auch die Jugendgebetsinitiative „Nightfever“, eine regelmäßige Veranstaltung für junge Christen, die Süß – damals noch Theologiestudent in Bonn – nach dem Weltjugendtag 2005 mit ins Leben gerufen hat und die heute in 26 Nationen weltweit etabliert ist. Hier werden Passanten zu Gesang, Gebet und Gespräch eingeladen – inmitten einer bewegenden Atmosphäre von kerzenlichterfüllten Kirchenräumen. Und hier werde eine Brücke gebaut zwischen den kirchenfernen Besuchern, den Gemeinden und Gemeinschaften, erklärt Pfarrer Süß diesen offenen Gebetsabend, der einmal im Monat unter seiner Leitung mit bis zu 5.000 Besuchern im Kölner Dom gefeiert wird, darüber hinaus aber auch immer noch weitere Kreise in den Gemeinden des Erzbistums zieht. Über 1800 Mal hat ein solcher Abend „der Einheit in der Vielfalt“, wie er es nennt, weltweit schon stattgefunden. Gleichzeitig versteht Süß diesen Kölner Impuls auch als ein klares Bekenntnis zu Papst Franziskus und seinem missionarischen Auftrag. „Wir müssen an die Ränder gehen und Menschen, die schon jahrelang nicht mehr in der Kirche waren, annehmen, wie sie sind“, sagt er. Gerade Jugendlichen will er in der Kirche – manchmal auch auf unkonventionellen Wegen – pastorale Angebote ermöglichen, um sie mit dem Geist Gottes und der Gemeinschaft der Kirche in Kontakt zu bringen. „Dabei ist mir wichtig, dass die jungen Leute wie überhaupt alle Gemeindemitglieder selbst die Initiative ergreifen und wir Hauptamtlichen lediglich den Raum dafür öffnen, dass Glaube erlebbar wird. Denn durch Taufe und Firmung sind wir alle gleichermaßen dazu beauftragt, die frohe Botschaft zu verkünden“, argumentiert der Seelsorger.
In Rom hat Andreas Süß – gebürtig aus Monheim am Rhein – zwei Freisemester verbracht und im Vatikan Weltkirche erlebt. Seitdem spricht er fließend Italienisch. Auch die französische Sprache beherrscht er. Zunächst hat der Sohn eines Bankprokuristen – in der Familie gibt es noch eine ältere Schwester – auf Anraten des Vaters etwas „Bodenständiges“ studiert, ein Grundstudium in Betriebswirtschaftslehre und Praktika bei Banken und Wirtschaftsprüfern absolviert, später sogar eine ganze Weile bei der Telecom in Frankreich gearbeitet. Das war zwar gut für den „Blick von außen“, sagt Süß, letztlich aber nicht erfüllend genug. Sein Zivildienst beim Roten Kreuz habe ihn schon früh dafür sensibilisiert, dass sich ein Leben in Sekundenschnelle – beispielsweise durch einen Unfall – dramatisch ändern könne und es noch mehr als nur existenzielle Sicherheit geben müsse. „Mit jungen Menschen über den Glauben zu sprechen, mit ihnen etwas aufzubauen, was Bestand für ihr Leben hat und damit eine wirkliche Existenzgrundlage schafft – das entspricht meinen Fähigkeiten. Denn Jugendarbeit habe ich eigentlich immer gemacht“, erklärt er. Schon früh habe es in der Schule geheißen: Der Andreas wird bestimmt mal Pastor. Doch den Mut dazu habe er erst spät gefasst, räumt er ein. Umso leidenschaftlicher hat es ihn mit der Berufung zum Priester gepackt, das Evangelium bewusst im Alltag zu leben, andere mit seiner Glaubensüberzeugung und zuversichtlichen Grundhaltung anstecken zu wollen und dafür – auch mit eigenem Zeugnis – „Öffentlichkeitsarbeit“ zu betreiben.
Bislang ist Süß viel mit dem Fahrrad unterwegs; er will ansprechbar sein. Auch, um als Kirche glaubwürdig zu sein. „Wir dürfen nicht warten, dass die Leute zu uns kommen. Wir müssen sie abholen und neue Formen der Glaubensvermittlung finden“, sagt der Mann, der den Römerkragen schon mal gegen ein offenes Hemd eintauscht, sich als gesellig beschreibt und als „fröhlicher Rheinländer“ gerne Karneval feiert. Und: „Ich kann gut mit jungen Menschen, jungen Familien. Sie brauchen Kirche ganz besonders, um heimisch zu werden. Schließlich sind sie die Zukunft einer Gemeinde.“ Bei ersten Besuchen in der neuen Wahlheimat hat er bereits den Austausch mit den Seelsorgern und Gremien gesucht und sich von Pfarrer Janßen mit den wichtigsten Informationen über das neue Arbeitsfeld vertraut machen lassen. Nun will er zunächst „mitgehen und schauen“, was ist. „Ich bin überzeugt davon, dass die Menschen eine große religiöse Sehnsucht haben und dass wir als Gemeinde diesem Bedürfnis mit dem Angebot einer offenen lebendigen Gemeinschaft etwas Wichtiges anzubieten haben“, so Süß. Sein Mut machendes Credo: „Ich glaube, wir können noch viele begeistern!“
Pfarrer Andreas Süß wird gemeinsam mit Pastoralreferent Leonard Schymura in der Samstagabendmesse am 29. August um 18 Uhr in sein neues Amt eingeführt. Im Anschluss besteht für die Gemeinden im Treffpunkt Gelegenheit, das neue Pastoralteam kennenzulernen.
Text/Foto – Beatrice Tomasetti