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Hüttenwanderung und Bergidyll

Wir ernten immer erstaunte Blicke, wenn wir erzählen, dass wir mit unseren Kindern in den Sommerferien wandern gehen. Dabei können wir noch einen draufsetzen: Der Wunsch nach einer mehrtägigen Hüttenwanderung kam von unserer 13-jährigen Tochter. Gemeinsam mit dem Papa hatte sie bereits im Herbst 2015 die Reisedokumentation „Wunderschön“ im WDR-Fernsehen geschaut, in der es um den Europäischen Fernwanderweg E5 ging, der von Oberstdorf nach Meran verläuft. Sie war so begeistert davon, mehrere Tage mit dem Gepäck auf dem Rücken durch die Berge zu wandern, somit unabhängig von anderen Verkehrsmitteln zu sein und nur mit den eigenen Füßen ans Ziel zu gelangen. Als „Wink mit dem Zaunpfahl“ wurde dem Papa dann zu Weihnachten ein Wanderführer über diesen Weg geschenkt und somit auch das Interesse bei den älteren Brüdern und bei mir geweckt. Jedoch stellte sich schnell heraus, dass dieser Weg für ungeübte Knochen zu anspruchsvoll ist und auch mit einer Dauer von zehn Tagen als Einstieg in jedem Fall zu anstrengend, so dass wir uns gegen diese Route entschieden.

Jedoch war die Idee geboren, gemeinsam eine Familienwanderung zu unternehmen. Selbst unseren 18-jährigen Söhnen schien es so reizvoll, dass sie den Wunsch äußerten, uns begleiten und mitwandern zu dürfen. Wir informierten uns über das Internet, Freunde und Bekannte sowie letztendlich ganz klassisch über einen Bergführer, den wir im Buchhandel erstanden, und über Alternativen, blieben aber an dem Lechtaler Höhenweg in den österreichischen Alpen hängen. Eigentlich verläuft dieser Weg von Lech nach Imst, wir steigen aber auf der Höhe von St. Jakob ein, werden – der mangelnden Fitness der Eltern geschuldet – mit der Seilbahn den anstrengenden Anstieg umfahren und dann in sieben Tagesetappen von Hütte zu Hütte bis zum Ziel Muttekopfhütte wandern, um von dort wieder mit der Seilbahn nach Imst, dem Ende der Wanderung, zu gelangen. Insgesamt werden wir auf dieser Wanderung etwa 5000 Höhenmeter bewältigen müssen, jedoch laden auf dem Weg immer wieder idyllisch gelegene Berghütten zur Einkehr und Erholung ein, so dass wir zuversichtlich sind, unser Ziel zu erreichen.

Allerdings stellte sich sehr schnell beim Blick in den Terminkalender heraus, dass es immer schwieriger wird, eine Gruppe von Berufstätigen, Auszubildenden, Studenten und Schülern unter einen Hut zu bekommen. Die Universitäten richten sich nicht nach den Sommerferien, so dass einer unserer Söhne bis in die letzte Sommerferienwoche seine Prüfungen absolvieren muss und leider nicht mitfahren kann. Das ist ein sehr großer Wehrmutstropfen für uns und für ihn. Ich bin sehr traurig darüber und alle anderen Familienmitglieder auch. Irgendetwas wird fehlen, wir werden aber alle Erinnerungen und Eindrücke für ihn speichern und ihm anschließend davon berichten. In dieser Situation bin ich dankbar für das WorldWideWeb und einen guten Empfang, so dass wir unseren Sohn mit Fotos über WhatsApp zumindestens ein bisschen an unserer Reise teilhaben lassen können.

Wir anderen werden uns aber in luftiger Höhe sehr erholen! Wir freuen uns auf die absolute Stille der Berge, auf das Plätschern der kleinen Bäche, auf das Vogelzwitschern, Kuhglockengeläut, Bienensummen und auf Knödel, Kaiserschmarrn, Brotzeiten und ein frisches kühles Bier auf den Hütten! Dieser Urlaub steht doch in sehr großem Gegensatz zu unserem Alltag, der geprägt ist durch Geschwindigkeit, Hektik und „Multitasking“. Wir werden die Gelegenheit nutzen, uns nur auf uns, die Berge und die nächsten kleinen Schritte zu konzentrieren! Und dann werden wir stolz, dieses geschafft zu haben, zurückkehren und sehr froh sein, dass wir alle wieder zusammen sind!

Beitrag  – Bernadette Schmitz-Brochhaus
Foto – Volker Grunewald, St. Magdalena, Villnöß [1]

 


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