Weihbischof Ansgar Puff spendete 40 Jugendlichen und einem Erwachsenen das Sakrament der Firmung
Dass ein Sakrament ein Beziehungsgeschehen ist, machte allein schon die Tatsache deutlich, dass Pfarrer Andreas Süß gleich zu Beginn der Messe nacheinander die Firmanden mit ihrem Namen aufrief und sich jeder kurz dazu von seinem Sitzplatz erhob, um von der Gemeinde wissentlich wahrgenommen zu werden. Nicht anonym, sondern namentlich genannt sollten sie an diesem Abend Zeugnis abgeben und ihren Glauben öffentlich bekennen: bewusst „Ja“ sagen zu diesem entschiedenen Schritt, dem Empfang des Sakramentes der Firmung am Ende eines langen Weges der bewussten Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben. Insgesamt waren es 40 Jugendliche und ein Erwachsener, die von Weihbischof Ansgar Puff am Dienstag in einem feierlichen Gottesdienst gefirmt wurden.
In seiner Predigt erklärte der bischöfliche Gast aus Köln den Jugendlichen, wie das Wirken des Heiligen Geistes auch im Alltag spürbar ist. Für einen Christen verändere die Frohe Botschaft alles, betonte Puff mit Nachdruck und schilderte anschaulich Beispiele – auch aus seinem eigenen Leben. Letztlich sei der Begriff „Heiliger Geist“ nur ein anderes Wort für Liebe; für die bedingungslose Liebe Gottes zu den Menschen, sagte er. „Es ist der Heilige Geist, der die Botschaft, dass Du von Gott geliebt bist – auch unabhängig davon, was Du leistest – in Dein Leben bringt. Bei Gott darfst Du sein wie Du bist. Denn Gott liebt Dich wie Du bist“, wandte sich der Weihbischof an seine Zuhörer. „Er liebt Euch unabhängig von Eurem Verhalten, von dem, was Ihr tut, und dem, was Ihr unterlasst. Und diese Liebe, für die Jesus am Kreuz sein Leben hingegeben hat, ist die stärkste Kraft der Welt. Sie ist die gute Nachricht in Eurem Leben.“ Mit der Firmung heute bekomme jeder Firmling ein wunderbares Geschenk: nämlich mit einem Mal eine große Kraft. „Und dann hörst Du eine Stimme in Dir, die Dir zuspricht: Du bist sehr viel mehr wert als nur das, was Du kannst. Entscheidend ist allein, ob Ihr diese Botschaft glaubt; Wenn Ihr aber vertraut und glaubt, dann ändert sich Euer Leben.“ Am Ende unterstrich Weihbischof Puff noch einmal den Kerngedanken seiner Ansprache mit einer eindringlichen Zusage: „Und ich verspreche Euch: Dieser Glaube wird Euch glücklich machen!“
Ein halbes Jahr lang hatten sich die 15- und 16-Jährigen auf die Firmung vorbereitet und sich an zwei Wochenenden, vier Projekttagen und zwei Elternabenden immer wieder von Pfarrer Süß und den acht ehrenamtlichen Firmkatecheten dazu anregen lassen, sich dem eigenen Christsein zu stellen und die Aktualität der Botschaft Jesu auch im Jahr 2016 an konkreten Impulsen und Aufgabenstellungen für sich zu überprüfen. Dazu gehörte unter der einfühlsamen Anleitung der jeweiligen Gruppenleiter vor allem der intensive Austausch – auch in der großen Gemeinschaft – über die Themen „Jesus“ und „Gott – eine Spurensuche“. Immer ging es den Verantwortlichen um die Erfahrbarkeit von konkretem Christsein in den unterschiedlichsten Situationen und an den unterschiedlichsten Orten: so beispielsweise in der Begegnung mit Mitarbeitern des Bensberger Hospizes, mit jugendlichen Flüchtlingen sowie Menschen im Krankenhaus oder Altenheim. Aber auch die „wirksamen Zeichen der Liebe Gottes“ – die Sakramente – standen an einem der Projekttage ganz im Fokus der Vorbereitung auf die Firmspendung. Wie auch die „Versöhnungsgespräche“, die die Jugendlichen nach eigener Aussage als ausgesprochen wohltuend und befreiend erlebten, einen zeitlich großen Raum einnahmen. An einem anderen Tag ging es unter der Überschrift „Was ist mein Glaube?“ um die gewissenhafte Beschäftigung mit dem apostolischen Glaubensbekenntnis. Und schließlich ging es auch um die zentrale Frage nach dem guten Geist Gottes, den Heiligen Geist, und darum: Welcher Geist ist es, der uns anstecken, „be-geistern“ kann?
„Den Führerschein erwirbt man auch nicht, um ihn dann in die Schublade zu legen“, sagte Pfarrer Andreas Süß im Rückblick auf die intensiv miteinander verbrachte Zeit. Nun sei Fahrpraxis angesagt. „Für unsere Firmlinge bedeutet das, dass sie nun vorbereitet und bevollmächtigt sind, sich gemäß der eigenen Fähigkeiten, Gaben und Charismen zu engagieren und an der Vision Gottes für diese Welt mitzuwirken. Ihr Auftrag ist es nun, Baumeister an einer neuen Zivilisation der Liebe zu sein.“
Text und Fotos – Beatrice Tomasetti