Glockengeläut von St. Nikolaus schlägt wieder

Seit Mittwoch hängt nun auch die letzte und größte der insgesamt fünf Glocken von St. Nikolaus, die sogenannte Nikolaus-Glocke aus dem Jahr 1954, wieder an ihrem ursprünglichen Platz, nachdem in der vergangenen Woche schon die vier kleineren Glocken aufgehängt worden waren. Mitarbeiter der Glockengießerei Petit & Edelbrock haben in Maßarbeit das 1,7 Tonnen schwere Geläut, das während der Turmsanierung über zwei Jahre in der Kirche gestanden hatte, mit Hilfe von Seilwinden durch mehrere Zwischenöffnungen auf den unterschiedlichen Turmebenen in den komplett neu gebauten Glockenstuhl gezogen und dort verankert, so dass die gesamte Glockenanlage von nun an wieder ihren Dienst aufnehmen kann. Die auf den Ton “d” klingende Nikolaus-Glocke trägt die Inschrift: Gott wehr’ die Feinde. Herzliebe Gemeinde.

Die wechselvolle Geschichte der Bensberger Glockenanlage beginnt im 17. Jahrhundert. Ab etwa 1650 wird in Protokollen zwar nicht von den Glocken selbst, jedoch häufig von dringend notwendigen Reparaturen am Glockenstuhl und über die Kosten für die Anschaffung neuer Glockenseile berichtet. Erst aus dem Jahre 1704 liegt eine Weiheurkunde vor, aus der sich ergibt, dass ein Kapuzinersuperior Pater Eusebius aus Benrath eine neue Glocke gesegnet hat. Diese sowie auch die später angeschafften Glocken wurden allerdings dann 1885 eingeschmolzen, um für den Guss von Glocken für die neue Kirche verwendet zu werden. Im Jahr 1872 hatte Kaiser Wilhelm I. der Pfarre 20 Zentner Geschützbronze geschenkt; zusammen mit den eingeschmolzenen drei alten Glocken von 1704 und 1770 wurde dieses Material für drei neue Glocken verwendet, deren Guss 1885 durch Goussel-Francois in Metz erfolgte. Die größte, die d-Glocke, wog 1410 Kilogramm und wurde nach ihrer Stifterin Emilie Schmitz “Emilia” getauft. Die e-Glocke wurde dem Pfarrpatron geweiht und die kleinste, die fis-Glocke, erhielt den Namen der zweiten Pfarrpatronin, der heiligen Anna.

1886 geweiht, war diesem Geläut allerdings kein langes Leben beschieden. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, wurden überall Kirchenglocken nach und nach beschlagnahmt und für Rüstungszwecke eingeschmolzen; ein Schicksal, dass Bronzeglocken im Laufe der Geschichte immer wieder zuteil wurde. Nach Kriegsende wurden dann schon ab 1919 die ersten Schritte zur Neuanschaffung von zwei Glocken eingeleitet, und am 1. August 1920 wurde mit einer Spendenaktion für einen Glockenfonds begonnen, die sehr erfolgreich lief. Trotz beginnender Inflation wurde 1922 der Glockengießerei Petit & Gebrüder Edelbrock in Gescher/Westfalen der Auftrag für zwei Glocken mit der Stimmung “d” und “g” erteilt.

Doch es sollten keine 20 Jahre vergehen, da wurde St. Nikolaus im Zweiten Weltkrieg erneut seiner unter großen Opfern erworbenen Glocken beraubt. Wie 25 Jahre zuvor mussten zwei der drei Glocken für die Gewinnung von Waffen abgegeben werden. Am 19. Januar 1942 wurden die d- und die g-Glocke zum Einschmelzen abtransportiert. Es verblieb allein die fis-Glocke, die auch 1917 schon verschont geblieben war, zurück, um zu den Gottesdienstzeiten zu rufen.

In der schiwerigen Nachkriegssituation musste die Glockenfrage zunächst zurückgestellt werden. Bemühungen von Dechant Berger, das notwendige Glockenmaterial aufzutreiben, blieben bis zur Währungsreform erfolglos – also bis 1948, als von der Glockengießerei eine positive Antwort kam. Dechant Berger und der Kirchenvorstand entschlossen sich, die Voraussetzungen für ein Fünfer-Geläut zu schaffen und die notwendigen Baumaßnahmen dafür, zum Beispiel einen neuen Glockenstuhl, durchzuführen. Zunächst wurde das Vorhaben jedoch auf vier Glocken beschränkt und im September 1952 der Auftrag erteilt. Die noch vorhandene fis-Glocke sollte eingeschmolzen und für den Neuguss der Glocken verwendet werden. Anm 28. November bereits konnten schließlich alle Glocken von Dompropst Hecker, dem ehemaligen Pfarrer von st. Nikoaus und späteren Regens des Priesterseminars, feierlich geweiht werden.

Die d-Glocke erhielt den Namen des Pfarrpatrons St. Nikolaus, die e-Glocke den des heiligen Joseph, die g-Glocke den des seligen Hermann Joseph und die a-Glocke den der heiligen Anna. Die bis dato noch fehlende h-Glocke, eine Schenkung, wurde im März 1958 angeliefert und der Gottesmutter geweiht. Damit war das komplette Geläut in der Tonfolge d’-e’-g’-a’-h’, wie es noch heute besteht und jetzt wieder zu den Viertel-, halben und vollen Stunden schlagen wird, vollständig.

Text – Beatrice Tomasetti/ Kurt Stollenwerk: “Die Pfarrkirche St. Nikolaus in Bensberg und ihre Ausstattung”

Foto – Beatrice Tomasetti