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Gemeinschaft öffnet Türen

Bei der Familienmesse für die Erstkommunionkinder ging es um einprägsame Botschaften

„Da ist einer, der wird nie eingeladen. Eine, die hat so komische Sachen an. Einer, der spricht nicht uns’re Sprache. Für die ist die Türe zu! Einer, der kann nicht Fußball spielen. Eine, die zappelt immer so rum. Einer, der macht nie Hausaufgaben. Für die ist die Türe zu!“ Mit spürbarer Begeisterung singen die kleinen Vorsänger die ihnen schon längst vertrauten Strophen ihres Kommunionliedes, um dann noch ein wenig lauter mit allen anderen Kindern ihrer Vorbereitungsgruppe immer wieder in den Refrain einzustimmen. „Komm schon! Öffne Deine Türe, mach sie auf und lad’ and’re ein! Komm schon, öffne Deine Türen, keiner will gern draußen sein. Trau Dich, öffne neue Türen, und ein Freund wird bei Dir sein!“

Das Mottolied zur Erstkommunion im Mai, das die Rösratherin Eva Cox erst textlich gemeinsam mit den Acht- und Neunjährigen erarbeitet und für das sie dann später eine eingängige Melodie mit instrumentalen Begleitstimmen geschrieben hat, macht allen Beteiligten sichtlich Freude. Vor allem aber unterstreicht es musikalisch das, was alle Kinder schon einmal selbst erlebt und als weniger gute Erfahrungen aus ihrem eigenen Alltag in der Gruppenstunde zusammengetragen haben. Nun bringen sie damit in diese Moitzfelder Familienmesse einen wichtigen Teil von sich selbst ein: nämlich die Enttäuschung darüber, gegebenenfalls selbst schon einmal ausgegrenzt gewesen zu sein und nicht dazuzugehören: zu einer Freundesclique, einer Schulklasse oder einer Sportmannschaft. Oder auch die Freude, schon in vielen unterschiedlichen Situationen mit offenen Armen aufgenommen worden zu sein.

Um das auch optisch zu verdeutlichen, haben die Kinder, vor allem aber auch ihre Eltern am Vortrag bei einem Projekttag unter der Leitung von Pastoralreferent Leonard Schymura mitgemacht und die Idee, diese unter Umständen verschlossene oder eben auch zu öffnende Tür mit aufwendigen Schreinerarbeiten selbst gezimmert. Herausgekommen ist dabei ein richtiges Kunstwerk, an dem sich so viele kreativ beteiligt haben, wie Schymura dankbar lobt, so dass das gemeinsame Werkeln nicht nur die Kindern, sondern auch die Gruppe der Mütter und Väter zusammengeschweißt hat und nun alle stolz auf das eindrucksvolle Gesamtergebnis sind. Dazu formuliert der Theologe eine seiner einprägsamen Botschaften: „Wenn wir etwas gemeinsam tun, entsteht Gemeinschaft. Dann sind wir Gemeinde, und es öffnet sich für uns eine Tür.“ Und er spinnt den Gedanken des gemeinsamen Gestaltens in seiner Katechese für die Kinder noch weiter. „Wir alle haben schon mal erlebt, was es heißt, vor einer verschlossenen Tür zu stehen, und wollten diese gerne öffnen. Denn es macht neugierig zu sehen, was sich dahinter verbirgt. Gleichzeitig wollen wir Zugehörigkeit erfahren und freuen uns, wenn uns andere Menschen ihre Türen öffnen.“

Ein großes Brot, das zwei Kinder auf einen kleinen Tisch vor den Altar legen, steht ebenfalls für ein Zeichen von Gemeinschaft. Außerdem macht es an diesem Morgen in St. Joseph die Botschaft des Evangeliums von den fünf Broten und zwei Fischen nachvollziehbar, das Pfarrer Andreas Süß soeben vorgelesen hat und das zu verstehen gibt: Auch wenn wir etwas miteinander teilen, entsteht Gemeinschaft untereinander. „Wenn wir in der Familie oder mit Freunden am Tisch zusammensitzen und uns Brot reichen, ist das etwas Festliches und zeigt: Wir gehören zusammen“, erläutert Schymura dazu. Denn am Tisch teile man nicht nur die Speisen miteinander, sondern auch das Leben.

Ihm geht es um eine Beteiligung aller Kinder an dem Geschehen „Erstkommunion“ und nicht allein um die verbale Vermittlung von Wahrheiten, wie er erklärt. Mit allen Sinnen sollen die Mädchen und Jungen erfahren, dass sie in der Kirche einen wichtigen Platz haben und es auf sie ankommt, sagt Schymura. Daher ist ihm auch das Symbol der Tür so wichtig. Er betont, sie stehe im übertragenen Sinne für die Erkenntnis: Gemeinschaft öffnet Türen, und alle sind eingeladen. Auch Gott öffne seine Tür, fügt er mit Nachdruck hinzu. Gerade auch zu Ostern. Dann öffne er nämlich die Tür zu neuem Leben. Auch dazu wird es noch einmal selbst geschaffene Bilder geben, wenn dann weitere in den Türrahmen eingelassene Leinwandtafeln neue Motive zeigen. Denn die Eltern haben nicht nur das Evangelium vom vergangenen Sonntag gemalt; bis Ostern werden die bunten Illustrationen noch zweimal wechseln und der Gemeinde unerwartete Überraschungseffekte bieten.

Gemeinsam mit Eva Cox, mit der Pastoralreferent Schymura dieses bis ins kleinste Detail sehr anrührende und stimmige Konzept zur Kommunionvorbereitung entwickelt hat – die von den Kindern sehr authentisch gemachte Musik ist dabei zu einem ganz unverzichtbaren Bestandteil geworden – hofft der Theologe, über die Beteiligung aller Kinder schließlich auch für die Kernbotschaft begeistern zu können. „Ich würde mir wünschen, die Kinder und ihre Familien entdeckten, dass das ihr Raum bleibt – auch über den großen Tag der eigentlichen Erstkommunionfeier hinaus.“ „Mein Anspruch ist“, ergänzt Eva Cox, „Kommunion im ganz wörtlichen Sinne erfahrbar zu machen. Das heißt, mit der musikalischen Einbindung der Kinder ein niedrigschwelliges Angebot für alle zu unterbreiten, die mitmachen wollen.“ Ihr gehe es darum, Teilhabe zu ermöglichen und die Inhalte zu vereinfachen. Denn eine Elementarisierung helfe dabei, alle Kinder gleichermaßen zu erreichen. „In jedem Fall sollen die Kinder wissen, dass sie eingeladen sind, mitzusingen und mitzuspielen. Jeder, wie er es kann.“ Dabei legt die Musikerin, die selbst immer am Keyboard steht, wert darauf, den Kindern klarzumachen: Diese Art der Musik im Kirchenraum ist kein Konzert und keine Aufführung, sondern ein gemeinsames Gebet. „Mir ist wichtig, dass die Kinder später ein Störgefühl dabei haben, wenn jemand sagt: Kirche ist doof.“

Text und Fotos – Beatrice Tomasetti

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