Gemeinsam bauen an einem Haus des Friedens

„Ich baue an einem Haus des Friedens und werde darum allen Menschen mit Respekt begegnen.“ So steht es auf einem der Bausteine geschrieben, die Pfarrer Cédric und Pfarrer Wolfgang Graf behutsam auf das selbstgebastelte Mauerwerk aus Kartons legen. Und auf einen anderen hat jemand geschrieben: “Lasst keine Gewalt zu – auch nicht in Eurer Sprache.“ Oder: „Lasst uns miteinander sprechen und in Freude das Leben teilen!“ Und dann gibt es noch die vielen anderen Quader, auf denen „Zusammenarbeit“, „Versöhnung“, „Redefreiheit“, „Liebe“ oder „Nie mehr Krieg“ steht. Zusammen bildet diese große Zahl einzelner Teile ein stabiles Fundament, das mit weiteren Steinen und auch einem kleinen Giebel schließlich ein fertiges Gebäude ergibt: ein Haus des Friedens.

Ein solches tragfähiges Fundament, wie es die Geflüchteten aus Aserbaidschan, Syrien, dem Irak, aus dem Jemen oder dem Iran soeben symbolisch errichtet haben, wünschen sie sich auch für den Neuanfang in Deutschland. Daher haben sie das, wovon sie träumen – auch ein Auto ist mit dabei – einmal aufgeschrieben. Denn bei dieser Friedensfeier, zu der der ökumenische Arbeitskreis „Wir für neue Nachbarn in Bensberg und Moitzfeld“ zusammen mit der Moitzfelder Dorfgemeinschaft eingeladen hat, ist Träumen erlaubt, sogar ausdrücklich erwünscht. Denn diese Menschen, die in den letzten Jahren ihre Heimat und auch Familienangehörige zurückgelassen haben, um den kriegerischen Auseinandersetzungen zu Hause zu entkommen, haben für ihr Überleben alles riskiert. Margret Blazek, Mechtild Münzer, Walburga Rüttenauer und viele weitere Mitglieder des AK wollen mit diesem ökumenischen Gottesdienst daher eine Gelegenheit zum Gebet, zum Austausch, aber auch zum Wohlfühlen in einer multikulturellen Gemeinschaft schaffen, in der sich jeder Einzelne angenommen und willkommen wissen darf. Vor allem aber sollen sich alle nach dem erlittenen Trauma der Flucht in Sicherheit fühlen.

In seiner Ansprache geht auch Pfarrer Graf auf dieses für alle verständliche Bild eines Hauses als einem Ort der Zuflucht und Geborgenheit ein. „Ein Haus bedeutet Heimat, es ist der Ort der Familie und des Friedens. Ein solches Haus des Friedens muss aus der Tiefe unserer Seele kommen“, betont er. Und er ruft dazu auf, am Frieden mitzuarbeiten und selbst Vorbildfunktion zu übernehmen. „Die Welt ist gut, wie sie ist“, sagt er. Trotzdem komme es bei einem friedlichen Zusammenhalt in der Gesellschaft auf jeden an. Konkret bedeute das gelebte Gastfreundschaft, neugierig zu sein, voneinander zu lernen und Fremdes zu achten.

Passend zu diesem Friedensappell sind auch die Lieder gewählt, die Dr. Reinhold Wecker auf dem Keyboard begleitet und deren Texte sogar ins Arabische übersetzt auf dem Liedblatt stehen. Sie alle sprechen von der großen Sehnsucht nach Frieden und von der bereichernden Verschiedenheit der Menschen unterschiedlicher Kulturen: „Egal, wer du auch bist, ob Jude, Muslim, Hindu oder Christ – das ist kein Grund für Zwist und Streit und Krieg. Oh nein!“ Bei diesem eingängigen Reim singen sogar die Kleinen schon mit oder aber klatschen in die Hände, wenn die Melodie ein wenig rhythmischer wird. Und auch hier geht es inhaltlich um den Mut zur Veränderung; darum, erste Schritte zu tun, um diese Welt menschlicher zu machen und ihr – mit dem Bemühen aller – ein friedliches Gesicht zu geben.

Text und Fotos – Beatrice Tomasetti