„Für mich ein Zeuge des Glaubens“

Mittags läuteten die Glocken in St. Joseph – Am Abend feierte Kardinal Woelki eine Totenmesse im Kölner Dom

Schockiert über den Tod seines Vorgängers äußerte sich gestern Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki: „Heute Morgen hatte er für die Feier der Eucharistie alles vorbereitet und das Brevier zum Beten noch in den Händen, darüber muss er einfach eingeschlafen sein.“ Detailliert schilderte er in der Totenmesse für Kardinal Meisner am Abend, wie er von einem Freund im gemeinsamen Urlaub aufgefunden worden war, und lud die Gläubigen zum Gebet für den Verstorben ein. Am Ende seiner Predigt verlas er das geistliche Testament Meisners, das dieser im Jahr 2011 verfasst hatte.

Kardinal Woelki war von 1990 bis 1997 Erzbischöflicher Kaplan und Geheimsekretär vom damaligen Erzbischof von Köln: „Kardinal Meisner ist für mich ein Zeuge des Glaubens, ein Zeuge, der immer für die Wahrheit des Glaubens eingetreten ist, gelegen oder ungelegen.“ Der Erzbischof betonte, dass Meisner ihn in der Festigkeit seines Glaubens geprägt habe.

In einem Interview mit dem Domradio würdigte Kardinal Woelki auch die Verdienste des Alt-Erzbischofs nach der Teilung Europas und für die Weltkirche. Er habe die Katastrophe der Flucht und das Leben in einer Diktatur, die Gott an den Rand drängen wollte, ge­kannt. „Weil er um Flucht und Vertreibung wusste, hat er sich wie kein Zweiter um eine Aussöhnung mit den Kirchen Osteuropas und deren Frei­heit eingesetzt“, so der Kardinal in seinem Kondolenzschreiben. „Sein fester Glaube und die Treue zu Christus machten ihn zu einem gefragten Berater der Kurie und zu einem geschätzten Ratgeber, insbesondere für die beiden Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI., mit dem er hier in Köln den Weltjugendtag 2005 feierte.“

Am gestrigen Todestag läuteten auf Bitte des Generalvikars in vielen Gemeinden des Erzbistums in der Mittagszeit die Kirchenglocken aus Anlass des Todes von Kardinal Meisner. Dieser Aufforderung kam auch Pfarrer Andreas Süß nach, der um 12 Uhr in St. Joseph die Glocken läuten ließ.

Der Alt-Erzbischof wird vom kommenden Freitag an bis Montag, dem 10. Juli, in der Kölner Kirche St. Gereon aufgebahrt. Am 7. Juli um 18 Uhr wird Kardinal Woelki dort eine Vesper feiern. Am Freitag, 14. Juli, ist St. Gereon ab 8 Uhr geöffnet und die Gläubigen können am verschlossenen Sarg beten. Um 18 Uhr wird eine Totenvesper abgehalten. Die Exequien werden gehalten am Samstag, dem 15. Juli, um 10 Uhr von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki im Kölner Dom. Anschließend wird Kardinal Meisner in der Bischofsgruft bestattet. Bereits um 9.15 Uhr wird es eine Prozession von St. Gereon zum Dom geben. Das Erzbistum Köln hat auf www.erzbistum-koeln.de ein Online-Kondolenzbuch eingerichtet. Außerdem liegt im Dom ein Kondolenzbuch bereit.

Weitere Informationen zu den Trauerfeierlichkeiten finden sich auf www.erzbistum-koeln.de.

Das Kondolenzschreiben von Kardinal Woelki ist nachzulesen unter:
www.erzbistum-koeln.de/news/Kondolenz-von-Kardinal-Woelki-zum-Tod-von-Kardinal-Meisner

Text und Foto – Beatrice Tomasetti

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