Friedensgebet und Alaaf

Karneval in Zeiten von Corona und Krieg zu feiern, ist eine schwierige Gratwanderung. Das erfuhren die Frauen der Kfd St. Joseph in diesem Jahr auf eindringliche Weise: Dass ihre beliebte Karnevalssitzung pandemiebedingt nur in kleinem Kreis stattfinden konnte, war ihnen schon seit langem klar. Um wenigstens einen Hauch von Karneval anbieten zu können, hatte das Vorstandsteam bereits vor Wochen entschieden, mit der Sitzung an Weiberfastnacht vom Pfarrsaal in die Kirche umzuziehen, die derzeit renoviert wird. Dort ließ sich der gebotene Abstand leichter einhalten. Dass dann aber einen Tag vor der Veranstaltung auch noch ein Krieg in Europa ausbrechen würde, konnte niemand ahnen. Trotzdem waren sich alle einig, dass eine kurze karnevalistische Auszeit – auch und gerade in diesen Zeiten – nötig sei.

Mit einer kurzen Ansprache von Kfd-Sprecherin Uta Kauer und einem Friedensgebet wurde die Sitzung eröffnet, danach stellte jede der Anwesenden eine Kerze im Lichterbaum im Eingangsbereich auf. Nach den leisen Tönen sorgte Frank Kramm mit seiner „Quetsch“ dafür, dass die Stimmung allmählich gelöster wurde.

Als Karnevalspräsidentin „Finchen“ begrüßte Doris Eck die Gäste und gab einen humoristischen Rückblick auf die vergangenen beiden Jahre. Corona habe auch positive Seiten, erläuterte sie den Zuhörerinnen, denn viele Menschen hätten dadurch erst das Wandern im Bergischen Land für sich entdeckt. Natürlich ging sie auf den Abschied des Leitenden Pfarrers im Sommer 2021 ein, der „den Frauen noch nicht mal ‚Tschüss‘ gesagt“ habe, und sinnierte über die Frage, ob er denn das blaue Sofa mit nach Neuss genommen habe. Auch der Kölner Erzbischof bekam sein Fett weg, dem sie „ein Praktikum bei Maria 2.0“ empfahl. Zum Schluss ihrer Rede gab sie das Motto aus: „Immer, immer wieder geht die Sonne auf und bringt ein Tag für uns ein Licht.“

Bei Kräzjer und Sketchen verging die Zeit wie im Flug. In ihrem Auftritt als „Dat Weech vum Platz“ überzeugte Lia Gebauer als „Coronavirus“, frei nach dem Gedicht vom Erlkönig.  Auch die Schwierigkeiten eines Lehrers beim Onlineunterricht kamen zur Sprache. Wie in früheren Jahren begeisterten die „Queens of Advocaat“ (Edith Bennewitz, Ute Jansen,

Cilly Müller und Ulrike Krause-Roth) das Publikum mit ihrem musikalischen Auftritt. Unter

dem Titel „Et weet widder besser“ ermunterten sie dazu, zuversichtlich nach vorn zu blicken.

Bei einer echten Karnevalssitzung dürfen natürlich die Orden nicht fehlen, die in diesem Jahr Karola Peters angefertigt hatte. Und auch das leibliche Wohl kam nicht zu kurz: Anstelle des traditionellen Kartoffelsalats mit Würstchen erhielt jeder Gast eine Provianttüte „to go“ mit Krapfen, Pikkolo und Konfetti.

Der Nachmittag endet mit einem gemeinsamen Singen – das nahtlos überging in das freie Singen, zu der eine weitere Gemeindegruppe eingeladen hatte. Mit ihrer Minisitzung in der Baustellenkirche haben die Moitzfelder Kfd-Frauen einmal mehr ihren Ideenreichtum unter Beweis gestellt und gezeigt, dass es auch in schweren Zeiten unbeschwerte Momente geben kann und darf.

DVDs von der Veranstaltung gibt es beim Kfd-Vorstand oder bei Doris Eck, Tel 02204/83743.

Um eine freiwillige Spende, die dem VPH-Hospiz zugutekommt, wird gebeten.

Text – Doris Eck, Martina Martschin
Fotos – Günter Keller