Weibischof Puff besuchte die kfd beider Gemeinden und wurde mit ‚heißen Eisen’ konfrontiert
Einen besonderen Dank dafür, dass er sich „in die Höhle der Löwinnen“ gewagt habe, richtete Uta Kauer vom kfd-Vorstand St. Joseph an Weihbischof Ansgar Puff. Zum Auftakt seiner Visitation hatte er ein Treffen der kfd-Frauen beider Gemeinden im Moitzfelder Pfarrsaal besucht. Dort wurde er herzlich willkommen geheißen, aber auch mit Themen konfrontiert, die den katholischen Frauen aktuell auf den Nägeln brennen: Wie kommt es, dass sie zwar den Haupanteil der ehrenamtlich Tätigen in den Ortskirchen stellen, ihnen die Aussicht auf höhere Weihen aber nach wie vor verwehrt bleibt? Kann die katholische Kirche auf dieses gewaltige Potenzial angesichts ihrer Personalprobleme überhaupt verzichten? Sprechen nicht schon allein pragmatische Gründe dafür, Frauen künftig auch zum Dienst am Altar zuzulassen?
Die kirchliche Rolle der Frau stehe momentan vor einer neuen Bewertung, erläuterte der Bischof. So habe Papst Franziskus kürzlich den bisherigen Gedenktag der heiligen Maria Magdalena, den 22. Juli, in den Rang eines Apostelfestes erhoben. Dadurch gelte die Heilige als Apostelin. „Ihre Bedeutung und Wertschätzung wird damit in besonderer Weise zum Ausdruck gebracht“, sagte Puff. Das sei gleichzeitig ein Indiz dafür, dass die Stellung der Frau in der katholischen Kirche insgesamt eine Aufwertung erfahre. Gleichzeitig gibt es Bestrebungen, die historischen Hintergründe zur diakonischen Rolle der Frau aufzuarbeiten und theologisch zu deuten. Waren beispielsweise die Frauen, die an den Taufen der ersten Christen als Helferinnen teilgenommen haben, Diakoninnen? Im Licht einer solchen Interpretation stelle sich die Frage nach dem Diakonat der Frau möglicherweise neu, so der Bischof: „Es beginnt ein Umdenken.“
Den Anwesenden, die interessiert den theologischen Ausführungen lauschten, war dies freilich zu wenig. Die kfd-Bundesvorsitzende Marie-Theres Opladen brachte die Erwartungshaltung der kirchlich engagierten Frauen auf den Punkt: Diakonische Arbeit werde in der Hauptsache von Frauen geleistet – da dürfe man ihnen die Weihe nicht vorenthalten. Dies sei auch ein Gebot der Vernunft: Langfristig führe kein Weg daran vorbei, „Laien stärker einzubinden in das, was durch Hauptamtlichkeit nicht gewährleistet werden kann“.
Aktuell werde in Theologenkreisen diskutiert, ein Konstrukt eigens für Frauen zu schaffen und sie als „Diakonissen“ einzusetzen – keine Diakoninnen im eigentlichen Sinn, sondern eine Vorstufe mit geringeren Kompetenzen. Ziel dürfe jedoch nicht eine Sonderbehandlung sein, sondern die Gleichberechtigung von Frauen im kirchlichen Dienst: „Es geht um das Diakonat der Frau. Wenn das theologisch nicht gewünscht wird, sollte man uns Frauen nicht an der Nase herumführen“, so die Haltung der kfd-Bundesvorsitzenden Opladen.
Die kämpferischen Töne wusste der Weihbischof durchaus zu parieren und er nahm dabei kein Blatt vor den Mund. „Soll ich schön reden oder ehrlich zu Ihnen sprechen?“, fragt er die Frauen. Zur Offenheit ermuntert, gab er seine Einschätzung preis: Das Diakonat der Frau wird auf längere Sicht kein Thema in der katholischen Kirche sein, da es untrennbar mit dem Priestertum verknüpft ist. Der vorige Papst habe sich klar dagegen ausgesprochen. Zum aktuellen Zeitpunkt und auf Jahre hinaus sei das Priestertum der Frau nicht durchsetzbar. „Da ist der Deckel drauf“, meinte Puff lakonisch. Auch werde die Frauenfrage nicht allein auf deutscher oder europäischer Ebene entscheiden: „Wir sind Bestandteil der Weltkirche.“ Selbst die Erweiterung eucharistischer Kompetenzen, etwa die Erteilung einer Predigterlaubnis für Laien, sei nicht so einfach durchzusetzen, wie es auf den ersten Blick erscheine.
Dennoch gab der Weihbischof sich zuversichtlich, was die Öffnung der katholischen Kirche betrifft. „Es wird eine Akzentverschiebung stattfinden, weg von den Hauptamtlichen hin zu mehr Beteiligung aller Getauften und Gefirmten.“ Für die Ortskirchen laute die Philosophie von morgen – im Sinne der Montessori-Pädagogik – „Hilf mir es selbst zu tun“.
Zum Abschluss seines einstündigen Besuchs äußerte sich Weihbischof Ansgar Puff anerkennend über die Mitgliederstärke und das Engagement der beiden kfd-Gruppen in Bensberg und Moitzfeld. Die kritische Auseinandersetzung mit den Frauen würdigte er als Zeichen von Lebendigkeit und verabschiedete sich mit einem Zitat von Pfarrer Franz Meurer: „Unsere Meinungen gehen auseinander – aber als Freunde.“
Text – Martina Martschin
Fotos – Beatrice Tomasetti