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Ein Symbol für Flucht und Not

Ab heute steht in der Nachbargemeinde St. Johann Baptist das Flüchtlingsboot des Erzbistums – Veranstaltungen dazu gibt es auch in Bensberg

„Was bedeutet Heimat?“ Rund um diese Frage hat die Refrather Pfarrgemeinde St. Johann Baptist ein Veranstaltungsprogramm entworfen, das für die vielen unterschiedlichen Aspekte von Flucht und Vertreibung sensibilisieren will. Anlass dazu bietet ab heute das Flüchtlingsboot des Erzbistums, das im Verlauf des Tages in der Gladbacher Pfarrkirche aufgestellt wurde und in den kommenden zwei Wochen als Symbol für die Flucht vor Krieg und Not, aber auch als ein Symbol für die Hoffnung auf ein sicheres Leben mit Zukunftsperspektive sichtbar sein soll. Es handelt sich dabei um das Holzboot, das bis Weihnachten im Kölner Dom gestanden hatte und nun nach Solingen seinen Weg nach Refrath gefunden hat, um hier eine der vielen für die nächsten Monate vorgesehenen Stationen im gesamten Bistum zu markieren.

„Eng verknüpft mit der Flucht ist für uns der Begriff ‚Heimat’ – die alte Heimat verlassen, eine neue finden“, sagt dazu Gabriele Atug-Schmitz, die Koordinatorin für Flüchtlingsarbeit im Kreisdekanat. „Was ist notwendig, um eine Bleibe als Heimat empfinden zu können? Wo ist unsere Heimat als Christen? Was brauchen Neuankömmlinge, um sich heimisch zu fühlen?“ Das sollen die Fragengestellungen sein, mit denen sich die Gemeindemitglieder aller Pfarreien im Rheinisch-Bergischen Kreis noch bis zum 27. März beschäftigen können, wenn sie die Einladung der Gemeindeleitung von St. Johann Baptist folgen. Zusätzlich wird ab dem 20. März im Foyer des dortigen Pfarrheims ein Zelt stehen, entweder eine Pfadfinder-Jurte oder ein UNHCR-Flüchtlingszelt, in dem Informationsmaterial bereit liegt. Außerdem ist jeder Besucher dazu eingeladen, mit Papier und Stiften eigene Erfahrungen mit „Heimat“ oder „Flucht“ in kurze Texte oder Bilder zu fassen. Diese „Erfahrungszettel“ werden dann außen am Zelt befestigt.

Das sieben Meter lange und 800 Kilogramm schwere Flüchtlingsboot wurde vor einigen Jahren von der maltesischen Armee bei einem Rettungseinsatz beschlagnahmt. Libysche Schleuser versuchen in solchen primitiven Holzbooten bis zu 100 Menschen über das Mittelmeer zu bringen. Die Passagiere, die in der Regel enorme Summen für diese Überfahrt bezahlen, haben keinerlei Möglichkeit, sich vor Sonne, Kälte oder Wellen zu schützen. Gepäck, Proviant oder Wasser dürfen meist nicht mitgenommen werden, weil einfach kein Platz dafür gelassen wird. Jedes Boot wird bis auf den letzten Platz gefüllt und damit meistens auch überfrachtet. Während der oft tage- und wochenlangen Überfahrt leiden die Flüchtlinge an Bord unter Sonnenbrand, Erschöpfung und Atemnot. In den schlimmsten Fällen kommt es immer wieder auch zu schrecklichen Katastrophen: Wegen der Enge an Bord werden die Menschen zerquetscht oder aber sie ertrinken, weil diese Boote oft nicht wirklich seetüchtig sind und kentern.

Das Erzbistum Köln hat das in Refrath ausgestellte Boot 2016 erworben und nach Köln geholt. Rainer Maria Kardinal Woelki feierte im vergangenen Jahr die Fronleichnamsmesse mit dem Boot als Altar auf dem Roncalliplatz. „Wir wollen den Menschen auf der Flucht deutlich machen, dass Christus sich so mit ihnen identifiziert, dass er mit ihnen im Boot sitzt. Sie sollen hier bei uns eine neue Lebensperspektive gewinnen“, erklärte der Erzbischof damals. Unter der Überschrift „Alle in einem Boot“ knüpft das Erzbistum Köln an das „Jahr der Barmherzigkeit“ an und schickt seit dem vergangenen Jahr das Flüchtlingsboot auf eine Reise durch die gesamte Diözese.

Am 28. März findet im Rahmen der im Kreisdekanat dazu initiierten Veranstaltungen um 17 Uhr im Evangelischen  Gemeindezentrum, Bensberg, eine Informationsveranstaltung der Ausländerbehörde Bergisch Gladbach für ehrenamtliche Mitarbeiter zu den Vorteilen der „freiwilligen Ausreise“ statt. Einen Tag später, am 29. März, stellt Pfarrer Stefan Schwarz, Präsident der Malteser in Albanien, in Kooperation mit dem kirchlichen Hilfswerk Renovabis zu dem Thema „Reintegration von Rückkehrern in Albanien“ um 19.30 Uhr im Bensberger Dechant-Berger-Haus, Gladbacher Str. 8, ein von den Maltesern gefördertes Aufbauprojekt vor.

Mehr Informationen zu dem Flüchtlingsboot und dem Rahmenprogramm von St. Johann Baptist zu dieser Initiative unter: www.johann-baptist-refrath.de oder www.fluechtlingsboot.info

Text – Beatrice Tomasetti
Foto – Theres Schönberg

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