Beim traditionellen Adventskonzert in St. Aposteln stimmten Solisten und Chöre von St. Nikolaus mit anspruchsvollen Vorträgen auf Weihnachten ein
Die Mischung machte es. Sowohl die der sorgfältig ausgewählten Musikliteratur als auch die der teils noch sehr jungen Solisten oder der nach Altersgruppen gestaffelten Kinder- und Jugendchorgruppen. Jedenfalls kann auch das diesjährige Adventskonzert in der Kölner Innenstadtkirche St. Aposteln am vierten Adventssonntag unter der Leitung von Kantor Ludwig Goßner wieder als erfolgreiche kirchenmusikalische Jahresschluss-Bilanz fleißigen Übens und unermüdlichen Probens gelten. Zumindest gab es viel Lob und anhaltenden Applaus für die einzelnen Vorträge, die Goßner mit Bedacht zusammengestellt hatte und die immer wieder im Verlauf des Abends für manchen überraschenden Aha-Effekt sorgten. Schließlich wechselten sich solistische Beiträge, die sich durchweg auf hohem Niveau bewegten, mit eingängigen, aber auch völlig unbekannten Chorstücken in kurzweiliger Reihenfolge ab, so dass die vielen Besucher in der vollbesetzten Kirche ganz auf ihre Kosten kamen. Immerhin wirkten von den derzeit insgesamt 90 Chorsängern in St. Nikolaus rund 65 Kinder und Jugendliche ab der vierten Klasse bei diesem Konzert mit. Und die Ensembles – einzeln oder in Kombination miteinander – stellten ausnahmslos unter Beweis, dass der ungewohnte Aufführungsort noch einmal eine ganz eigene Herausforderung war und sie allein schon deshalb bei jedem Einsatz auf den Punkt sein wollten.
Und das gelang ihnen dann auch mit Bravour. Ob Nikolas Billen an der Posaune oder die 14jährige Sopranistin Nanette Baunach mit ihrem bewegenden „Ave Maria“ von Cherubini, ob Till Sonnwald mit beeindruckend hohem Knabensopran im Terzett mit Julius Wiesen und Simon Klocke oder Lucie Reckhard mit einer anspruchsvollen Arie von Hugo Wolf – alle Solisten, einschließlich der schon älteren, wie Christina Goßner, Claudius Gatzweiler und Lena Schmidt – überzeugten ausnahmslos durch brillante Auftritte, die angesichts ihrer fast selbstverständlich scheinenden Darbietungsweise zu Herzen gingen und gleichzeitig das eigentliche Ziel nicht verfehlten: mit ungekünsteltem Feingefühl und intensiver Ausdruckskraft eine vorweihnachtlich stimmige Atmosphäre zu erzeugen und der lauten Betriebsamkeit vor der Kirchentür wohltuende Innerlichkeit entgegenzusetzen.
„Dieses zusätzliche Adventskonzert in Köln ist jedes Mal ein besonderer Anreiz für alle Sänger und Instrumentalisten. Denn es bietet die Gelegenheit, das während eines ganzen Jahres erarbeitete Repertoire gleich zweimal vor großem Publikum zeigen zu können“, erklärt Chorleiter Goßner, der seit zehn Jahren mit seinen Chören in der romanischen Innenstadtkirche am Neumarkt zu Gast ist. Während manche Literatur, wie beispielsweise „Lobe den Herren, meine Seele“ von Johann Vierdanck oder „Herzlich lieb hab ich dich“ von Andreas Hammerschmidt auch zu anderen Jahreszeiten aufs Programm gesetzt werden könne, gäbe es natürlich auch Stücke, die eigens auf das große Fest hin eingeübt würden. „In der Regel geht es damit gezielt nach den Sommerferien los“, so Goßner. Ehemalige Chormitglieder, die mittlerweile studieren und sich daher eher projektbezogen zum spontanen Mitmachen werben ließen, würden dann zu den finalen Probendurchläufen dazu stoßen und den Jugendchor noch einmal stimmlich unterstützen. „Dabei spürt man deutlich, dass ihnen die Verbindung zu ihrem ‚alten’ Nikolaus-Chor noch immer viel bedeutet und ihnen das gemeinsame Musizieren mit ihren ehemaligen Chorkollegen in der Adventszeit nach wie vor große Freude macht.“
Dass die jahrelange Chorarbeit – bereits mit den Kleinsten beginnt sie im sogenannten Spatzenchor – immer wieder auch außergewöhnliche Früchte trägt, zeigt sich gerade bei der Vielzahl der Kinder und Jugendlichen, die dann mit Stimmbildung oder Gesangsunterricht mitunter eine große Begabung entfalten und für die Kirchenmusik in St. Nikolaus einen richtigen Schatz darstellen, wie am gestrigen Sonntag einmal mehr zu hören war. Dabei sind solche Entdeckungen in allererster Linie dem Pädagogen Goßner zu verdanken, der so manchem jungen Gesangstalent mit gezielter Förderung – die Finanzierung wird in der Regel aus dem Gemeinde-Etat, vom „Förderkreis Musik St. Nikolaus und St. Joseph“ oder auch von Spenden und Eigenbeiträgen der Eltern gestemmt – zu einer konsequenten Weiterentwicklung seiner „Karriere“ verhilft.
Text und Fotos – Beatrice Tomasetti