Die kfd St. Joseph nimmt an der Streik-Aktion „Maria 2.0“ teil, die einen Neuanfang in der katholischen Kirche fordert
Zu einem einwöchigen Kirchenstreik vom 11. bis zum 18. Mai rufen deutsche Katholikinnen auf. In einem Offenen Brief an Papst Franziskus erklären die Frauen ihre Beweggründe: klerikaler Missbrauch, Ausgrenzung von Frauen, Pflichtzölibat. Die kfd St. Joseph hat beschlossen, sich an der Aktion, die unter dem Namen „Maria 2.0“ läuft, zu beteiligen. Sie wird ihre Maiandacht am 14. Mai um 18 Uhr außerhalb der Kirche feiern und auf das traditionelle Maifest verzichten.
Mit ihrer Aktion wollen die Frauen ein Zeichen setzen und im Marienmonat Mai eine Woche lang keine Kirche betreten und keinen Dienst tun, sondern auf den Kirchplätzen und vor den Kirchtüren Gottesdienste feiern, beten und singen. „Wir alle wissen, wie leer dann die Kirchen sein werden und wie viel Arbeit unerledigt bleiben wird. Wir bleiben draußen!“, heißt es in der offiziellen Begründung. Wie schon bei der kfd-Aktion „#Macht das Licht an!“ wollen die Frauen darauf aufmerksam machen, dass es höchste Zeit ist für einen Neuanfang in der katholischen Kirche.
Die Idee zu der Aktion ging von einem Lesekreis katholischer Frauen der Heilig-Kreuz-Gemeinde in Münster aus. Den sieben Frauen, die sich einmal im Monat treffen, um in Papst Franziskus‘ „Evangelii Gaudium“ („Die Freude des Evangeliums“) zu lesen, dem Apostolischen Schreiben von Papst Franziskus aus dem Jahr 2013, war die Freude angesichts von Missbrauchsfällen und andauernder Ausgrenzung von Frauen in der katholischen Kirche vergangen. Sie beschlossen zu handeln und sich in einem Offenen Brief an den Papst zu wenden.
Darin fordern die Frauen:
• kein Amt mehr für diejenigen, die andere geschändet haben an Leib und Seele oder diese Taten geduldet oder vertuscht haben,
• die selbstverständliche Überstellung der Täter an weltliche Gerichte und uneingeschränkte Kooperation mit den Strafverfolgungsbehörden,
• den Zugang von Frauen zu allen Ämtern der Kirche,
• die Aufhebung des Pflichtzölibats und
• die kirchliche Sexualmoral an der Lebenswirklichkeit der Menschen auszurichten.
Über eine eigens angelegte Facebook-Seite hat die Aktion der Münsteraner Frauen mittlerweile bundesweit für Aufsehen gesorgt; auch Frauen in Österreich und in der Schweiz haben sich mit „Maria 2.0“ solidarisch erklärt. Mit ihrem Kirchenstreik wollen die Frauen sichtbar machen, dass Frauen in der Kirche nur wenig zu sagen und keinen Zugang zu den Weiheämtern haben. Der Status quo sei, „ dass wir draußen sind, keinerlei Entscheidungsmacht haben und nicht auf Augenhöhe mit den Männern unsere Anliegen zur Veränderung der Kirche einbringen können“, so die Künstlerin Lisa Kötter, die zum Kreis der Münsteraner Aktivistinnen zählt. Sie malt bis zum Kirchenstreik im Mai täglich ein Bild, das eine zum Schweigen gezwungene Frau darstellt.
Papst Franziskus hat zwar in der Vergangenheit auf den zentralen Stellenwert der Frau in der Kirche hingewiesen, erteilte der Öffnung des Priesteramtes für diese allerdings eine Absage. „Frauenlob wird gerne von Kirchenmännern gesungen, die aber allein bestimmen, wo Frauen ihre Talente in der Kirche einbringen dürfen. In ihrer Mitte dulden sie nur eine Frau: Maria. Auf ihrem Sockel. Da steht sie. Und darf nur schweigen“, heißt es in dem Offenen Brief an Papst Franziskus, den mittlerweile mehr als 2.500 Menschen unterschrieben haben. Einer Legende zufolge hat der heilige Bernhard von Clairvaux der Gottesmutter Maria, als sie ihm erschienen ist, Stillschweigen geboten auf Grund des Pauluszitats, dass die Frau in der Kirche zu schweigen habe. Der Protest richte sich, so betonen die Verfasserinnen des Offenen Briefs, nicht gegen die vielen engagierten Priester. Auch Männer seien eingeladen, sich den Frauen auf den Kirchplätzen anzuschließen. „Wir streiken gegen die Struktur, die uns seit tausenden von Jahren draußen hält. Wir streiken nicht gegen Gott, nicht gegen Christus – im Gegenteil.“
Den vollen Wortlaut des Offen Briefes finden Sie hier. Die Petition kann noch bis zum Ende der Aktionswoche am 18. Mai auf der Petitionsplattform Campact unterzeichnet werden.
Text – Martina Martschin
Foto – Lisa Kötter