Diözesanpastoralrat berät neue Leitungsmodelle

Tagung in Bensberg. Es werden „Teams von Verantwortlichen“ gebildet

Der Diözesanpastoralrat hat sich in seiner zweitägigen Sitzung im Kardinal-Schulte Haus in Bensberg mit der weiteren Ausgestaltung der „Aktuellen Etappe“ des Pastoralen Zukunftswegs befasst. Generalvikar Dr. Markus Hofmann stellte ein Konzept zur Beratung vor, wie zukünftig innerhalb von Seelsorgebereichen Leitungsverantwortung geteilt werden könnte. Das Konzept sieht vor, dass „Teams von Verantwortlichen“ aus gefirmten Frauen und Männern gebildet werden, die Verantwortung für einen bestimmten Ort unterhalb der Seelsorgebereichsebene übernehmen – eine Pfarrei innerhalb einer Pfarreiengemeinschaft, einen Kirchort oder etwa die Krankenhausseelsorge einer Stadt. Diese Teams würden durch den Pfarrer, der auch zukünftig einen Seelsorgebereich leitet, und den Pfarrgemeinderat bestätigt. Angedacht ist, die Personen für vier Jahre zu ernennen, mit der Möglichkeit der Verlängerung um weitere vier Jahre. In der anschließenden Diskussion im Diözesanpastoralrat wurde das Konzept als Schritt in die richtige Richtung gewertet.

Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki sagte dazu: „Durch die Teams von Verantwortlichen soll es künftig die Möglichkeit für engagierte Frauen und Männer in unseren Gemeinden geben, echte Mitverantwortung in der Leitung zu übernehmen. Das ist ein wichtiger Schritt auf dem Pastoralen Zukunftsweg“, so Kardinal Woelki. Von Beginn dieses Weges sei die Einbindung und Beteiligung von Getauften und Gefirmten ein ganz wichtiges Anliegen gewesen. „Die Kirche lebt von Menschen, die sich vor Ort für andere engagieren. Sie sind unser wichtigstes Kapital. Deshalb hoffe ich, dass diese Möglichkeit viel Zuspruch findet. Die Zukunft unseres Erzbistums gelingt nur gemeinsam!“, so Kardinal Woelki weiter.

Ein solches Team soll aus mindestens drei Gefirmten bestehen. Ihr Engagement orientiert sich an den drei Dimensionen der Kirche: Gottesdienst, Verkündigung und Caritas. Die Teammitglieder sollen für ihren Auftrag entsprechend qualifiziert und vom Pfarrer beauftragt werden. Dieses Konzept greift das Kirchenbild des Zweiten Vatikanischen Konzils auf: eine Kirche, in der es verschiedene Dienste und Rollen, doch keine unterschiedliche Würde der Getauften gibt. Jede und jeder Getaufte hat Charismen – besondere Talente und Gaben – geschenkt bekommen, um damit etwas Kostbares und Unverwechselbares beizutragen zum Leben der Kirche und ihrer Sendung in der Welt.

Auf der Tagesordnung standen außerdem praktische Fragen der Ehepastoral. Generalvikar Hofmann stellte den „Orientierungsrahmen Ehepastoral“ vor, der Paaren, die kirchlich heiraten wollen, mit einem Angebot der Begleitung entgegengehen möchte und dabei auch die Mitverantwortung der ganzen Gemeinde herausstellt. Das Brautpaar soll damit auf eine einladende, aber auch verbindliche Weise mit den Wesenselementen der christlichen Ehe – Wohl der Ehegatten, Offenheit für Kinder, Einheit und Unauflöslichkeit – vertraut gemacht werden. „Eheliches Leben vereint den Zuspruch Gottes, in seiner bedingungslosen Liebe geborgen zu sein, mit dem Auftrag, diese Liebe im eigenen Leben und in der Welt sichtbar zu machen“, so Hofmann.

Zugleich müssten die individuellen Zugangswege der Menschen zu diesem Sakrament berücksichtigt werden. Dabei geht es oft um ganz einfache Fragen. So kommt es nicht selten vor, dass sich heiratswillige Paare außerhalb ihrer Pfarrei kirchlich trauen lassen wollen, und nicht immer kann dann direkt ein Kontakt zu einem Priester oder Diakon vor Ort vermittelt werden. Um dieser pastoralen Notlage zu begegnen, soll im Generalvikariat eine Servicestelle für die Vermittlung von Traugeistlichen eingerichtet werden. Sie vermittelt den Pastoralbüros und ihren Mitarbeitenden, den Seelsorgern oder den Brautpaaren einen trauassistierenden Geistlichen – nicht zuletzt als ein Zeichen pastoraler Gastfreundschaft.

Generalvikar Hofmann berichtete weiter von der erfreulich positiven Resonanz auf die Online-Umfrage und dem insgesamt hohen Interesse am Pastoralen Zukunftsweg unter Haupt- und Ehrenamtlichen. Die angestrebte Rücklaufquote von 500 Personen sei schon jetzt mit aktuell mehr als 5.500 Personen weit überschritten. Zusätzlich zu der Onlineumfrage, deren Zuschnitt sich vor allem an Hauptberufliche und engagierte Personen richtet, hätten zum jetzigen Zeitpunkt im Rahmen der Arbeit der fünf Arbeitsfelder der Aktuellen Etappe des Pastoralen Zukunftswegs bereits zahlreiche Gesprächs-Formate stattgefunden, durch die hunderte Menschen erreicht wurden. Zusätzliche breite und öffentliche Beteiligungsformate sind für den Spätsommer des Jahres geplant, unter anderem drei Regionalforen über das Erzbistum verteilt.

Der Generalvikar informierte die Anwesenden auch über den Stand der unabhängigen Untersuchung und die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle. Das Erzbistum Köln hat als erstes Bistum bundesweit einen Betroffenenbeirat eingerichtet. In dem Gremium, welches sich bereits zweimal getroffen hat, arbeiten zehn Frauen und Männer mit. Diese Personen haben Missbrauch in verschiedenen Bereichen der kirchlichen Arbeit erfahren. Derzeit erarbeitet das Gremium eine Geschäftsordnung. Der Erzbischof hat an der ersten Sitzung teilgenommen und den Betroffenen für Ihre Bereitschaft zur Mitarbeit gedankt. Er hat sie ermutigt, sich aus ihren Erfahrungen heraus in die Diskussion einzubringen, und zugesagt sie an allen Überlegungen im Bereich der Aufarbeitung und Prävention zu beteiligen. Der Betroffenenbeirat wird zukünftig eng mit dem externen Beraterstab des Erzbischofs zusammenarbeiten.

Text – PEK-Nachricht vom 25. Mai
Foto – Beatrice Tomasetti