In beiden Kirchen schließt sich der Abendmahlfeier am Gründonnerstag eine Ölbergstunde an
„Konntest du nicht einmal eine Stunde mit mir wachen?“ Diese Frage, die Jesus in den Stunden seiner Todesangst im Garten Getsemani enttäuscht und verzweifelt an Petrus richtet, ist auch 2000 Jahre später noch immer eine Frage, die jeden Einzelnen betrifft. Die Evangelisten Matthäus und Markus berichten ausführlich von diesem Zwiegespräch am Fuße des Ölbergs und davon, dass Jesus dreimal die Jünger Petrus, Johannes und Jakobus darum bittet, mit ihm wach zu bleiben und auszuhalten, was ihn bewegt. „Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibet hier und wachet mit mir!“, fordert er sie auf. Dennoch übermannt sie der Schlaf, und es wird nichts daraus, dem Freund angesichts des nahenden Todes in den Momenten seiner größten Not beizustehen.
Diese Szene, die als Ölbergstunde in die Liturgie eingegangen ist und sich der Abendmahlfeier anschließt, wird traditionell auch in St. Nikolaus und in St. Joseph begangen. Pfarrer Andreas Süß lädt daher ausdrücklich dazu ein, nach dem Gottesdienst noch in der Kirche zu Andacht und Gebet zu verweilen und damit den Leidensweg Christi bis zum Anbruch der Nacht mitzubegleiten.
Während in Moitzfeld Pfarrer Ludwig Fußhoeller mit Psalmen, Gebeten und Liedern meditative Betrachtungen zu den Geschehnissen am Ölberg anstellt, spielt zur späten Abendstunde – Beginn etwa 21 Uhr – in St. Nikolaus die Taizé-Gruppe. Im Wechsel mit eindringlichen Texten, die den Verrat, die Gefangennahme und das Sterben Jesu ins Zentrum rücken, besteht die Möglichkeit zum Mitsingen vertrauter Gesänge. Nach dieser musikalisch geprägten Vigil besteht in der abgedunkelten Kirche darüber hinaus noch bis 23 Uhr die Gelegenheit zur Anbetung.
Text – Beatrice Tomasetti
Foto – Christus am Oelberg, Overbeck