Bensberger Kantor Ludwig Goßner nun im Ruhestand

Am 28. Februar endete das Dienstverhältnis von Ludwig Goßner als Seelsorgebereichsmusiker der Kirchengemeinden St. Nikolaus und St. Joseph, da für den 65-Jährigen am 1. März der Ruhestand begonnen hat. In über 31 Jahren habe Goßner die Kirchenmusik an den Kirchorten im Seelsorgebereich gestaltet und geprägt, heißt es in einer Mitteilung des Katholischen Kirchengemeindeverbandes. So habe er in St. Nikolaus nicht nur preisgekrönte Chöre geleitet und aufgebaut, auch um die Ausstattung der Kirche St. Nikolaus mit einer Rieger-Orgel habe sich der Kirchenmusiker sehr verdient gemacht. Der Kirchengemeindeverband dankt Herrn Goßner für seinen jahrzehntelangen Dienst und
wünscht ihm für den Übergang in den neuen Lebensabschnitt alles Gute und Gottes reichen Segen. Zum Abschied eines jahrzehntelangen verdienstvollen Wirkens wird Ludwig Goßner am Ostersonntag, dem 17. April, im Gottesdienst um 11.30 Uhr noch einmal die „Krönungsmesse“ von Mozart für Chor, Solisten und Orchester aufführen.


Da die Stelle des Seelsorgebereichsmusikers nicht nahtlos wiederbesetzt werden kann – das Bewerbungsverfahren ist noch nicht abgeschlossen – wird Christian Heck zunächst die musikalische Begleitung der Gottesdienste im Seelsorgebereich übernehmen. Die Gemeinden heißen Herrn Heck herzlich willkommen. Bis zur Wiederbesetzung der Stelle des Seelsorgebereichsmusikers wird Stanislaw Hajda ab dem 3. März donnerstags im Treffpunkt die Chorarbeit mit den Kinder- und Jugendchorgruppen fortführen. Die Proben finden zu folgenden Zeiten statt: Jungen II 14.30 Uhr – 15.15 Uhr, Mädchen II 15.15 Uhr – 16 Uhr und Jugendchor 16 – 17 Uhr.

Über drei Jahrzehnte lang hat Ludwig Goßner seit 1991 als Kantor in St. Nikolaus gewirkt. Nach der Bildung der Pfarreiengemeinschaft übernahm er dieses Amt auch in St. Joseph. In dieser Zeit hat er die Kirchenmusik im Seelsorgebereich durch Kompetenz und viel Engagement bereichert und auf hohem Niveau neu aufgestellt. Bevor Ludwig Goßner die Stelle des Kirchenmusikers in Bensberg antrat, war er bereits elf Jahre als hauptamtlicher Organist und Chorleiter in Troisdorf tätig gewesen. An St. Nikolaus übernahm er dann einen Chor, der 40 Jahre lang von seinem Vorgänger, Theodor Gast, geprägt worden war. Unter Goßners Leitung entwickelte sich dieses Ensemble jedoch noch einmal entscheidend weiter, so dass schon bald auch die Aufführungen von Chorwerken aus der großen Oratorien-Literatur zum selbstverständlichen Repertoire der Sängerinnen und Sänger zählten und der Bensberger Chor zu einer festen Adresse im Kulturleben von Bergisch Gladbach wurde. Zu den unvergessenen musikalischen Highlights des Erwachsenenchors zählen unter anderem die h-moll-Messe und die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach sowie das Requiem von Giuseppe Verdi.

Eine Neuerung, die der gebürtige Bayer gleich nach seinem Amtsantritt einführte, die ihm dauerhaft gute Chorstimmen sicherte und die bis zum Beginn der Pandemie einen zentralen Bestandteil seiner Tätigkeit ausmachte, war die kontinuierliche Arbeit mit den jüngsten Gemeindemitgliedern im Kinderchor, den ganze Generationen durchlaufen haben. Denn die Nachwuchsförderung von klein an war dem Chorleiter immer schon ein Herzensanliegen – je früher desto lieber, lautete seine Überzeugung. Schon mit fünf Jahren konnten Kinder im sogenannten „Spatzenchor“ anfangen, wofür Goßner immer wieder kräftig die Werbetrommel rührte, und später die verschiedenen Etappen der Kinder- und Jugendchöre durchlaufen. Viele herausragende Talente wurden so im Laufe der Zeit von ihm entdeckt und durch externe Stimmbildnerinnen, mit denen er vertrauensvoll zusammenarbeitete, gezielt gefördert. In den traditionellen Frühjahrs-, Herbst- und Adventskonzerten konnten junge Sängerinnen und Sänger dann das Ergebnis dieser Arbeit, aber vereinzelt auch Orgelschüler immer wieder ihr Können mit großem Erfolg unter Beweis stellen. Die mitunter herausragenden Leistungen der Kinder- und Jugendchöre wurden nicht zuletzt bei Pueri cantores-Wettbewerben mehrfach ausgezeichnet und mit ersten Plätzen belohnt.

Neben der intensiven Chorarbeit sind dem Kirchenmusiker außerdem viele Orgelkonzerte mit namhaften Organisten aus dem In- und Ausland zu verdanken, die nach der Anschaffung der neuen Rieger-Orgel zunächst innerhalb einer alljährlichen Reihe regelmäßig in Bensberg aufgetreten sind. Apropos Orgel: Die Anschaffung dieses Instrumentes vor 18 Jahren wäre ohne die fachkundige Für- und Mitsprache des Kirchenmusikers kaum möglich gewesen. Wie gesagt: Er sorgte nicht nur dafür, dass dieses außerordentliche Instrument mit seiner enormen Klangvielfalt in den Gottesdiensten zum Einsatz kam, sondern er fungierte auch als Gastgeber, wenn auf seine Einladung hin immer wieder renommierte Organisten aus der ganzen Welt nach Bensberg kamen, um an der Rieger-Orgel buchstäblich „alle Register“ zu ziehen und damit in der Region einen kulturellen Anziehungspunkt mit Strahlkraft zu schaffen, was der Kirche auf dem Berg lange Zeit ein Alleinstellungsmerkmal bescherte. Bei diesen jährlich groß angelegten Orgel-Zyklen konnten sich die Gemeindemitglieder immer wieder davon überzeugen, dass sich die finanziellen Anstrengungen über viele Jahre – die Pfarrei musste einen nicht unerheblichen Eigenanteil zur Kaufsumme beitragen – gelohnt hatten.

Coronabedingt musste in den letzten zwei Jahren zum großen Bedauern Goßners und aller Sängerinnen und Sänger die Chorarbeit lange ruhen. Wenn überhaupt konnte der Bensberger Chor immer nur mal zwischendurch in kleineren Formationen und dann auch nur mit ausreichend Abstand zum Nachbarn auftreten. Doch damit die Gläubigen auf eine musikalische Begleitung in ihren Messen auch während des harten Lockdowns, als monatelang kein Gemeindegesang erlaubt war, nicht verzichten mussten, initiierte Goßner mit der finanziellen Unterstützung des gemeindeeigenen Förderkreises als eine Art Ersatz Auftritte mit freischaffenden Kolleginnen und Kollegen – Solosänger, aber auch Instrumentalisten – die er gleichzeitig mit einer solchen Einladung nach St. Nikolaus unterstützte. „In der Szene bekommt man schon mit, wer mit einem Mal ohne Job ist und gezwungen wird, seinen Beruf aufgrund fehlender Einnahmen sogar an den Nagel zu hängen und umzuschulen“, kommentierte Goßner damals in einem Interview dazu. „Ein Sänger muss am Ball bleiben. Aber ohne Perspektive ist das schwierig.“ Hier wollte er seinen Teil beitragen.

Beim ersten Lockdown glaubte der Bensberger Kantor noch, ein paar Wochen später könne er wieder zur normalen Probenarbeit zurückkehren. Also organisierte er für seinen Erwachsenenchor vorübergehend Übehilfen via Internet, mit denen sich jeder selbst das anstehende Programm beibringen konnte. Doch selbst die lang geplante Neueinstudierung einer großen Messe für das zweite Weihnachtsfest in der Pandemie musste abgesagt werden, so dass sich nun alle Musikliebhaber freuen dürften, wenn es am Ostermorgen endlich wieder soweit ist, dass der Chor in voller Stärke live singt, und Ludwig Goßner dann mit Mozart seinen musikalischen Ausstand gibt.

Text – KGV/ Beatrice Tomasetti
Foto – Beatrice Tomasetti