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Auf Tuchfühlung mit den ersten Christen

Bei der Diözesan-Ministrantenwallfahrt konnten sich die Bensberger Messdiener als Teil einer Jahrtausende alten Glaubenstradition erleben

„So viele Menschen auf dem Petersplatz – und das schon in aller Herrgottsfrühe. Alle waren wegen Franziskus gekommen. Bis zur Via della Conciliazione war alles voll.“ Frederik ist seine Begeisterung noch immer anzusehen, wenn er von seinen Rom-Eindrücken berichtet und von dem, was ihm am nachhaltigsten in Erinnerung geblieben ist. „Den Papst einmal so nah zu erleben – das war schon toll. Er fuhr direkt an uns vorbei. Wir hatten einen super Platz. Natürlich war das der absolute Höhepunkt unserer Reise.“ Auch Sophie gerät ins Schwärmen, als sie die schönste Erfahrung dieser fünftägigen Pilgerfahrt Revue passieren lässt. „Eigentlich aber war alles schön“, ergänzt Lara die Erzählungen der 15Jährigen und zählt auf: „Die großen Kirchen, allein diese wundervollen Gewölbe hoch über uns bei den stimmungsvollen Messfeiern. Oder Rom im Abendlicht vom Monte Pincio aus. Aber auch unsere Gemeinschaft und vor allem die mit den vielen anderen Ministranten aus dem ganzen Erzbistum. Das hat uns gezeigt: Wir sind nicht allein mit unserem Glauben.“

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„Im Vatikan haben wir sogar jeden Tag die Bischöfe gesehen, die sich dort derzeit zur Synode aufhalten: am ersten Tag auch gleich die deutschen, Kardinal Marx, Erzbischof Koch aus Berlin und Bischof Bode aus Osnabrück. Mit denen haben wir uns sogar kurz unterhalten, als wir auf dem Weg zum Campo Santo waren, um dort Messe zu feiern“, berichtet Aurelius. „Ein Privileg, dort überhaupt hineinzukommen“, kommentiert der 13Jährige. „Mit unserem Pastor, der dort mal eine Weile gelebt hat, kamen wir aber einfach überall gut durch. Und die Schweizer Garde hat immer schön salutiert und uns überall passieren lassen. Da fühlt man sich schon fast ein bisschen wichtig, wenn man nicht – wie viele andere Touristen und Besucher – am Zugang zum Vatikanstaat abgewiesen wird“, beschreibt er seine Beobachtungen. Als ebenfalls nicht ganz unwichtigen Punkt bei den Aufzählungen der „Highlights“ – wenn auch von anderer Qualität – fällt Charlotte noch das „beste Gelato“ Roms ein und dass Pfarrer Süß eben immer auch – für die gute Laune der Gruppe – sehr zielstrebig zu den berühmtesten Eisdielen zu führen wusste oder zu einer der zahlreichen römischen Trattorien mit äußerst leckerer Pizza. Und das – als Ortskundiger – zum Glück auf den kürzesten Wegen durch eine sonst weitläufige Stadt.

„Es gibt wohl kaum spannendere Wochen, um nach Rom zu fahren als ausgerechnet jetzt“, sagt Pfarrer Andreas Süß im Rückblick auf die gemeinsam verbrachten Tage in der Tiber-Metropole. „Zum einen tagt im Moment die Weltbischofssynode zum Thema ‚Berufung der Familie’, die unter anderem darüber diskutiert, wie Ehe und Familie noch mehr geschützt werden können. Ein Anliegen, das uns letztlich alle betrifft. Und zum anderen waren unter dem Leitwort ‚Wie im Himmel…’ rund 2.200 Messdienerinnen und Messdiener aus dem gesamten Erzbistum von Kardinal Woelki für eine Woche in die Ewige Stadt eingeladen, um dort an den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus Gemeinschaft im Glauben zu erleben. Das schafft Tuchfühlung mit den ersten Christen und konkrete Berührung mit dem Grund, auf dem wir als Glaubende stehen. Von einem solchen Bewusstsein lassen sich letztlich auch junge Menschen fesseln.“

Denn natürlich ging es dem neuen Pfarrer von St. Nikolaus und Joseph bei dieser Pilgerreise vor allem auch um Glaubenserfahrungen, die er den Jugendlichen in Rom und damit im Herzen der Christenheit ermöglichen wollte: beispielsweise mit Gebetseinheiten, die jedem Tag ein festes Gerüst gaben. Mit den großen, bereits von Köln aus geplanten Gottesdienstfeiern in den bedeutendsten Kirchen Roms – in der Lateransbasilika, in St. Paul vor den Mauern und in Sant’ Ignazio. Oder auch mit kurzen Dankandachten am Abend, bei denen die kleine Pilgergruppe den mit so vielen abwechslungsreichen Programmpunkten und Erlebnissen angefüllten Tag noch einmal reflektieren konnte und sich jedes Mal vorm Schlafengehen dabei an der Hand nahm. „Dabei ist eine fundamentale Erfahrung der Jugendlichen immer wieder gewesen: Wir sind viele“, resümiert Süß, „was dann ja auch bildlich – über 2000 Ministranten in Talar und Rochett beim Auftaktgottesdienst mit Diözesanjugendseelsorger Mike Kolb – erfahrbar wurde.“

„Eine solche Wallfahrt bietet die Gelegenheit, über Beziehungen nachzudenken: die mit Gott und die zu anderen Menschen, die mich tragen und in meinem Leben wichtig sind“, sagt Süß. „Solche Reflektionen drängen sich beim gemeinsamen Unterwegssein geradezu auf. Daher haben sie auch uns beschäftigt und waren mit einem Mal sehr präsent – gerade weil wir so dankbar für vieles Erlebte waren und uns klar war: Hier zu sein, an diesem heiligen Ort, an dem die ersten Christen den gekreuzigten und auferstandenen Christus bezeugt haben – das ist ein Geschenk Gottes.“ Und so hätten es auch die Jugendlichen für sich empfunden. Da habe jeder seine eigenen Fragen mitgebracht, seine eigenen Themen und seine ganz eigenen Sorgen und Traurigkeiten. Eine Atmosphäre, wie sie dann der Abend der „Offenen Kirche“ in Sant’ Ignazio zum Thema „Berufung“ mit ausschließlich Kerzenlichtern in einer sonst dunklen Kirche ermöglicht hätte, habe einer solchen Bereitschaft des Sich-Vertrauens und gegenseitigen Anvertrauens über das, was einen im innersten Kern bewegt und auch einmal ausgesprochen sein will, zusätzlich Vorschub geleistet.

Dass der Besuch der Vatikanischen Museen, des Petrusgrabes und der Sehenswürdigkeiten Spanische Treppe, Trevi-Brunnen, Forum Romanum und Kolosseum sowie natürlich auch die Besteigung der Petersdom-Kuppel ein selbstverständliches „Muss“ bei einer Romreise sind, versteht sich geradezu von selbst. Und dass es Geduld, Ausdauer und Kraft für weite Wege braucht, auch. Nicht machbar oder gar selbstverständlich aber sind die Freude, Ausgelassenheit, Begeisterung und innere Bewegung, von denen eine solche Wallfahrt ebenfalls lebt. Die aber drückten sich auch ohne Knopfdruck in jeder freien Minute aus, wenn die Bensberger Gruppe – mit ihren Schals eindeutig als Kölner Diözesan-Pilger erkennbar – spontan und überschwänglich in den U-Bahnen oder auf der einen oder anderen Piazza Lieder aus ihrem Pilgerbuch anstimmte. Pfarrer Andreas Süß freut sich: „Das zeigte auch den Italienern, die manchmal stehen blieben und applaudierten: Der Glaube an Gott ist jung, erfrischend und ansteckend.“

Da verwundert es wohl niemanden, dass die nächste große Glaubensfahrt längst abgemachte Sache ist: Im kommenden Juli will Pfarrer Süß mit einer Gruppe von Messdienern, Pfadfinder und Katholischer Jugend aus Bensberg und Moitzfeld zum Weltjugendtag nach Krakau reisen.

Text – Beatrice Tomasetti
Fotos – Andreas Süß