Christen bereiten sich in der Fastenzeit auf Ostern vor. Die österliche Bußzeit ist eine Zeit des Verzichts und der Buße. Doch welchen Ursprung und welche Bedeutung haben die 40 Tage der Fastenzeit?
Die Fastenzeit hat in der katholischen Kirche eine lange Tradition. Ursprünglich fiel der erste Fastentag auf den 6. Sonntag vor Ostern. Papst Gregor der Große (590-604) verlegte den Beginn auf den davorliegenden Mittwoch, um die Sonntage als „Tag des Herrn“ von der Fastenzeit auszunehmen. So beläuft sich die Zeit exakt auf 40 Tage. Diese 40 Tage erinnern an den Zeitraum, in dem Jesus in der Wüste gefastet haben soll (vgl. Mt 4, 1-11). In der österlichen Bußzeit bereiten sich die Gläubigen durch Besinnung auf den Glauben, Sühne und Reduzierung auf das Wesentliche, auf das kommende Osterfest vor: das höchste Fest im Kirchenjahr. Die innere Einkehr und die Fokussierung, wie Jesus zu fasten, stehen bei Katholiken besonders im Vordergrund.
In einem berühmten Karnevalslied heißt es: „Am Aschermittwoch ist alles vorbei“, und das närrische Treiben geht zu Ende. Das Ende des Straßenkarnevals markiert gleichzeitig den Beginn der christlichen Fastenzeit. Der Ursprung des Karnevals liegt in der nahenden Fastenzeit: Die Menschen wollen – besonders im Rheinland – vor dem Beginn der Fastenzeit nochmals richtig das Leben genießen.
Die Tradition, ein Aschekreuz zu verteilen, geht bis in das 10. Jahrhundert zurück. Am Aschermittwoch wird die Asche im Gottesdienst vom Priester gesegnet und dabei mit Weihwasser vermengt. Mit den Worten „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst“ oder alternativ die Worte Jesu: „Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium“ (Mk 1,15b) malt er den Gläubigen das Aschekreuz auf die Stirn.
Die Asche kann alternativ auch in Form eines Kreuzes auf den Kopf gestreut werden. Auch Laien können bei der Ausgabe des Aschekreuzes mithelfen, wenn sie vom Ortspfarrer dazu beauftragt worden sind, da es sich nicht um ein Sakrament handelt.
Seit dem 12. Jahrhundert wird die Asche bis heute durch das Verbrennen von den Palmzweigen vom Palmsonntag aus dem letzten Jahr erzeugt. Die Asche steht dabei stellvertretend für die Vergänglichkeit und die Reinigung der Seele, da Asche ab dem Mittelalter auch als Reinigungsmittel genutzt wurde.
Auf was verzichtet man in der Fastenzeit? An Aschermittwoch und an Karfreitag, zum Beginn und zum Ende der Fastenzeit, gibt es traditionell „Fischessen“, und man verzichtet auf Fleisch. Diese Tage gelten als strenge Fast- und Abstinenztage. Sie heben sich deutlich von der übrigen 40-tägigen Fastenzeit ab.
Traditionell treffen sich an Aschermittwoch viele Karnevalsjecken zum Fischessen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass Fisch – besonders Hering – früher ein „Arme-Leute-Essen“ und im Gegensatz zu anderen Speisen sehr günstig war. Das Fastengebot schreibt vor, dass nur eine volle Mahlzeit am Tag eingenommen werden darf; zwei kleine Stärkungen sind außerdem gestattet. Zu solchem Fasten sind nach der kirchlichen Bußordnung alle verpflichtet, die das 21. Lebensjahr vollendet und das 60. noch nicht begonnen haben, soweit sie nicht durch Krankheit am Fasten gehindert sind.
Gläubige sollen grundsätzlich das ganze Jahr über jeden Freitag im Gedenken an den Tod Jesu ein Opfer bringen. Klassisch bestand dieses Opfer im Verzicht auf Fleisch. Heute kann das Freitagsopfer nach persönlicher Wahl bestehen in
- einem Werk der Nächstenliebe,
- in einer Tat der Frömmigkeit (Gebet, Lesung der HI. Schrift, geistliche Lesung, Werktagsmesse) oder
- in einem spürbaren Verzicht, zum Beispiel auf Alkohol und Tabak, wobei das damit Ersparte für Menschen in Not gegeben werden sollte.
Neben dem Verzicht auf Fleisch gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten, zu fasten. Die wohl beliebteste Variante ist der Verzicht auf Genussmittel wie Kaffee, Alkohol, Süßigkeiten oder Zigaretten. In der jüngeren Vergangenheit kam es in Mode, elektronischen Geräten wie dem Fernseher oder dem Smartphone zu entsagen.
Vor dem Hintergrund der Klimadebatte liegen aktuell Themen wie „Autofasten“ oder „Plastikfasten“ im Trend. Auch aus christlicher Perspektive können das gute Fastenziele sein, wenn das eigentliche Ziel des Fastens dabei nicht aus dem Blick gerät: die innere Vorbereitung auf das Osterfest.
Text – Erzbistum Köln