Das lateinische Wort „Advent“ – zu Deutsch: Ankunft – verweist auf die Geburt Jesu Christi zu Weihnachten, auf die Ankunft des Erlösers. Beim Anblick von Adventsmärkten, Schokolade und Nüssen in der Adventszeit ist es heute kaum noch vorstellbar, dass der Advent früher einmal eine Zeit des Fastens und der Buße war. Dahinter stand eine innerliche und äußerliche Vorbereitung auf die Geburt Jesu als zweithöchstem christlichem Fest.
Die Adventszeit steht nicht für sich allein, sondern sie zielt auf Weihnachten hin. Um dieses Fest richtig zu begehen, ist eine Vorbereitung nötig – ganz wie bei der Planung einer großen Geburtstagsfeier. Bei einem religiösen Fest geht es dabei nicht um organisatorische Arbeiten, sondern um eine geistliche Vorbereitung. Diese geistliche Vorbereitung wurde klassisch mit Fasten und Gebet durchgeführt. Das Fasten wird vom katholischen Kirchenrecht für den Advent aber bereits seit 1917 nicht mehr gefordert, das Gebet rückte dadurch mehr in den Mittelpunkt.
Warum gab es früher die Vorschrift zu Fasten und Buße? Stark vereinfacht kann man sagen, dass sich nach einer Zeit des Verzichts ein Fest auch schöner und intensiver anfühlt – im Gegensatz dazu sind viele Menschen heute nach vier „vorweihnachtlichen“ Adventswochen am eigentlichen Weihnachtsfest von Lichterglanz, Weihnachtsliedern und Lebkuchen schon fast übersättigt.
In der Liturgie ist die Verwandtschaft zur Fastenzeit vor Ostern noch heute am reduzierten Blumenschmuck und der liturgischen Farbe Violett zu erkennen. Selbst der Beginn der Karnevalszeit am 11. November hat mit dem Advent als Fastenzeit zu tun: zum Abschluss des früheren Wirtschaftsjahres am Martinsfest und vor der adventlichen Fastenzeit wurde nochmal gefeiert – genauso wie an den jecken Tagen vor Aschermittwoch.
Auch heute noch beginnt das neue Kirchenjahr in der katholischen und evangelischen Kirche mit dem ersten Advent am 4. Sonntag vor Weihnachten, der in diesem Jahr auf den 27. November fiel. Nachweisbar ist die Adventszeit seit Ende des 4. Jahrhunderts in Gallien und Spanien. Papst Gregor der Große (540 bis 604) legte in dieser Zeit die Zahl der Adventssonntage von sechs auf vier fest. Die Reduktion auf vier Adventswochen setzte sich erst seit der Jahrtausendwende durch. Liturgisch wurde die Regelung sogar erst mit den tridentinischen Liturgiebüchern unter Papst Pius V. (†1572) verbindlich. In Mailand beginnt die Adventszeit heute noch bereits am 6. Sonntag vor Weihnachten, der Advent ist dort also sechs Wochen lang.
Jeder der vier Adventssonntage steht unter einem anderen Thema:
Am 1. Adventssonntag steht die Wiederkunft Jesu im Mittelpunkt. Die Lesungen berichten von der Apokalypse und dem Jüngsten Gericht.
Am 2. Adventssonntag nehmen die Gläubigen Johannes den Täufer als Propheten in den Blick.
Der 3. Adventssonntag heißt „Gaudete“-Sonntag. „Gaudete“ heißt aus dem Lateinischen übersetzt „Freut euch“. Erneut spielt an diesem Sonntag Johannes der Täufer eine zentrale Rolle. Die liturgische Farbe an diesem Sonntag ist Rosa.
Der 4. Adventssonntag ist der Gottesmutter Maria gewidmet. Das Hochfest „Mariä Empfängnis“ feiern Christen am 8. Dezember.
Text – Erzbistum Köln
Foto – Beatrice Tomasetti