Zeugnis für die Frohe Botschaft in unserer Stadt

Der Einladung zur traditionellen Fronleichnamsprozession von St. Nikolaus folgte eine große Zahl an Gemeindemitgliedern

Die Überraschung war groß – und die Bewunderung für so viel mühevolle Fleißarbeit auch: Denn in diesem Jahr konnte man das besondere Hochfest des Leibes und Blutes Christi – Fronleichnam –  schon am frühen Morgen an den kunstvoll arrangierten Blütenteppichen vor den Portalen von St. Nikolaus ablesen. In ihrer bunten Farbenpracht, die mosaikartig die Motive des eucharistischen Kelches, der Taube, einer Schale mit zwei Fischen und des Christuszeichens wiedergaben, erinnerten sie jedenfalls an eine alte Tradition, die zu früheren Zeiten ganz selbstverständlicher Ausdruck von Volksfrömmigkeit zu Fronleichnam war: Die Menschen schmückten ihre Häuser und Straßen mit Blumen und Fahnen, säumten die Wege der Prozession mit festlicher Dekoration, und verneigten sich ehrfurchtsvoll vor dem vorüber ziehenden Allerheiligsten. Denn an diesem zweiten Donnerstag nach Pfingsten wird – zumindest in den katholisch geprägten Bundesländern – Christus durch die Straßen getragen: als Hostie in einer Monstranz. Und um an diese beliebte Gewohnheit des Schmückens wieder anzuknüpfen, hatte sich spontan ein Kreis von Mess-Besuchern zu dieser Initiative verabredet, die mit dem überaus gelungenen Ergebnis unter den vielen Prozessionsteilnehmern für große Freude und Begeisterung sorgten.

Eine Antwort auf die Frage nach dem „Warum“ einer solchen öffentlichen Demonstration des eigenen Glaubens gab Pfarrer Andreas Süß in seiner Predigt. „Jesus wendet sich jedem Menschen voll Liebe zu. Heute wollen wir dies auch den Menschen unserer Stadt zeigen, indem wir ihn segnend durch die Straßen tragen. Ihr sollt ein Segen sein!“, rief er den Gottesdienstteilnehmern auf dem Schulhof der Katholischen Grundschule zu. „Jesus Christus, der selbst alles Leid des Menschen erlitten hat, bringen wir als Trost zu den Menschen. Wir lernen, dass dies selbst auch unser Weg als Christ ist. Von Gott gestärkt, sind wir von ihm wieder als Helfer zu den Menschen gesandt. Er stellte mit Nachdruck fest: „Die Menschen sehnen sich nach dem Heiligen, das ihnen Sinn und Orientierung gibt.“ An einem Tag wie Fronleichnam versammle sich die Gemeinde, um ihren Glauben hinaus auf die Straßen zu tragen und Zeugnis für ihn abzulegen. Denn St. Nikolaus sei für sie ein solcher heiliger Ort wie auch die ganze Stadt an einem solchen Tag zu heiligem Boden werde. „Heute dürfen wir unseren Glauben öffentlich demonstrieren und von unserer Freude an alle etwas abgeben. Wir können zeigen: Es gibt eine Hoffnung für diese Welt. Es gibt eine Gemeinschaft der Glaubenden, die füreinander einsteht, in der der eine auf den anderen zählen kann. Wir alle haben Gaben und Fähigkeiten, um diese Welt zum Guten hin zu wandeln, für Liebe und Frieden zu sorgen“, betonte Süß.

„Glaube braucht heute die bewusste Entscheidung. Das wollen wir in unserem Stadtteil sichtbar machen. Und dass wir als Christen anfragbar sind – das machen wir heute mit unserem Zug der Freude durch die Straßen von Bensberg deutlich.“ Christsein sei nichts Hypothetisches, so der Seelsorger. Ein Christ sei vielmehr dazu aufgefordert, konkret mitzuhelfen, den Plan Gottes zu verwirklichen. „Wenn wir die Sakramente empfangen, tun wir das nicht nur für uns selbst, sondern gehen damit gleichzeitig das Versprechen ein, diese erfahrene Liebe weiterzugeben und durch unser konkretes Tun  in die Welt zu tragen. Wir sollten davon erzählen, was uns mit Freude erfüllt!“, forderte er seine Zuhörer auf. „Wenn wir eine lebendige ausstrahlende Gemeinde sein wollen, wenn uns wichtig ist, eine offene Gemeinde zu sein, dann nehmen wir auch andere Weltanschauungen wahr und schätzen Menschen wert, die anders sind als wir.“ Mit seiner Schöpfung habe Gott etwas ganz Wunderbares geschaffen. Aber, so mahnte Süß, er rufe uns auch dazu auf, für diese Welt Verantwortung zu übernehmen.

Das Wort „Fronleichnam“ leitet sich aus dem Mittelhochdeutschen ab. „Fron“ ist ein anderer Begriff für „Herr“, „lichnam“ bedeutet „lebendiger Leib“. Im Mittelpunkt dieses kirchlichen Festes zehn Tage nach Pfingsten steht die Verehrung der Eucharistie als Gegenwart Christi. Diese Gegenwart wird an Fronleichnam in besonderer Weise gefeiert, indem der eucharistische Leib in der Gestalt der geweihten Hostie in einer Monstranz in einer Prozession durch die Straßen getragen wird. 1279 fand die erste Fronleichnamsprozession – und zwar in Köln ­– statt. Die Prozession macht Station an reich geschmückten Altären, wo aus den Evangelien vorgelesen, Fürbitte gehalten und mit dem eucharistischen Leib der Segen erteilt wird.

 

Text – Beatrice Tomasetti
Fotos – Markus Bollen