Willibert Pauels liest im Treffpunkt

„Ne bergische Jung“ will mit seinem Buch „Wenn dir das Lachen vergeht“ für Menschen mit Depressionen sensibilisieren

Nie um eine Pointe verlegen, immer einen Witz in der Hinterhand – ob zu Karneval oder auf der Kanzel, auf den großen Bühnen im Fernsehen oder im beschaulichen Pfarrsaal – so kennt man den Diakon, Karnevalisten und seit neuestem auch Buchautoren Willibert Pauels. Das schwarze Hütchen, die rote Pappnase, das rote domradio-T-Shirt und immer ein fröhliches Lachen im Gesicht – das ist sein ganz persönliches Markenzeichen, mit dem er sein Verständnis von Kirche und Humor als eine Art gelebter Allianz unter die Leute bringt. Denn der katholische Diakon hat sich bereits vor mehr als anderthalb Jahrzehnten als beliebter Unterhalter einen Namen gemacht und charmanten Frohsinn – manchmal auch mit genüsslichem Augenzwinkern Richtung Bistumsleitung – verbreitet, wo immer er hinkam. Viele Jahre lang sorgte er auch auf domradio.de jede Woche mit seinem „Wort zum Samstag“ für gute Laune und regte Gläubige wie Nichtgläubige zum Nachdenken über Gott und die Welt an.

Nach einer Auszeit – bedingt durch schwere Depressionen vor vier Jahren, die diesem doppelten Engagement als Kirchenmann und Bühnenclown zunächst ein Ende setzten – macht er nun erneut von sich reden. Diesmal mit einem gleichermaßen bewegenden wie unterhaltsamen Buch. Titel: Wenn dir das Lachen vergeht – Wie ich meine Depression überwunden habe, erschienen im Gütersloher Verlagshaus. Darin spricht Pauels, der 17 Jahre lang Session für Session zu den Top-Ten der Szene zählte und bis zu 300 Auftritte in wenigen Wochen absolvierte, nun von großen Veränderungen in seinem Leben. Dazu gehört, dass der Theologe mittlerweile nicht mehr nur im Nebenamt, sondern wieder hauptberuflich als Seelsorger im Oberbergischen arbeitet. Zwar wagt sich der Büttenclown zwar immer mal wieder, aber eben nur vorübergehend, mit seinen humorigen Betrachtungen über die vielen kleinen Schwächen seiner Mitmenschen in die erste Reihe, doch professionelle Hilfe in den Monaten des zwangsläufig Außer-Gefecht-gesetzt-Seins hat ihn Maß halten gelehrt und mit den eigenen Kraftressourcen achtsam umzugehen. Spaß an der Freud gibt es von ihm daher im Moment nur noch bei seinen Lesungen, mit denen er von seinem langen Weg zurück aus der Psychiatrie ins „normale Leben“ berichtet und nur noch gelegentlich und dann auch nur als Amateur auf kleinen Sitzungen im Gemeindesaal auftritt.

Zu einer dieser Lesungen lädt am 30. Juni um 19.30 Uhr die Katholische Öffentliche Bücherei (KÖB) St. Nikolaus in den „Treffpunkt“ ein. Verpflichtet hat Susanne Holzinger, zuständig für Veranstaltungen in der KÖB, den umtriebigen Seelsorger. „Ich habe ihn einfach gefragt“, sagt die ehrenamtliche Mitarbeiterin der Bensberger Pfarrbücherei, die Pauels bei einer anderen Lesung persönlich kennengelernt hat, und freut sich über die Autorenlesung mit dem prominenten Kirchenmann. „Wie ich Pauels kenne, wird es trotz des ernsten Themas ganz bestimmt ein fröhlicher Abend“, ist sie schon jetzt gewiss. „Meine Lesung ist ja eigentlich eine Erzählung – und die ist heiter“, findet Pauels selbst.

Dass er ein guter Geschichtenerzähler ist, hat er schließlich lange genug unter Beweis gestellt. Denn schon immer haben den Diakon – gewissermaßen qua Amt – die Geschichten hinter den Geschichten interessiert und vor allem die Menschen, die diese Geschichten liefern – mit allen ihren Ecken und Kanten. „Die Menge macht das Gift“, urteilt Pauels über die heute selbst gewählte Dosierung seiner Auftritte als Gegengewicht zu dem Druck, dem er damals ausgesetzt war und der letztlich zum totalen Zusammenbruch führte. „Das gilt für mein Buch genauso. Ein Buch, das auf 256 Seiten nur über Depressionen erzählt, macht fast zwangsläufig auch den Leser am Ende ganz depressiv. Deshalb ist es ja auch eine Mischung aus Heiterkeit, Karneval, Glauben, Kirche, Religion und Aufklärungsarbeit über diese unheimliche Krankheit. Aber der Grundton ist die Heiterkeit.“

Info und Anmeldung zur Teilnahme an der Lesung bei Susanne Holzinger unter 02204/ 40 26 71. Der Eintritt beträgt 5 Euro. Im Anschluss an die Lesung mit Willibert Pauels wird ein kleiner Imbiss gereicht.

Text und Foto – Beatrice Tomasetti