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Mit dankbarem Rückblick auf eine segensreiche Zeit

Die Pallottinerinnen geben ihre Bensberger Kommunität auf

„Der Verstand sagt: Es ist richtig so. Aber das Herz geht noch nicht mit.“ Sr. Nicola spricht aus, was alle Schwestern tief in ihrem Innersten bewegt. Und Sr. Pacifica ergänzt: „Es ist unser Zuhause, das wir jetzt hergeben.“ Denn zum Ende des Jahres geht am Vinzenz Pallotti Hospital eine Ära zu Ende. Anfang November haben sich die Pallottinerinnen dazu entschieden, nach 58 Jahren altersbedingt ihre Kommunität in Bensberg aufzulösen und sich dem Refrather Konvent im St. Josefshaus anzuschließen. Damit fällt dieser Entschluss mit dem Zeitpunkt der vollständigen Übergabe des Vinzenz Pallotti Hospitals an die Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO) am 1. Januar 2017 zusammen.

Derzeit leben noch acht Schwestern in Bensberg, die sich zuletzt vor allem ehrenamtlich in den vielen unterschiedlichen Bereichen des Krankenhauses engagiert haben: Sr. Reginata in der Krankenseelsorge und Sterbebegleitung sowie bei der Leitung der Grünen Damen und der Organisation der regelmäßig veranstalteten VPH-Flohmärkten zugunsten der weltweiten Missionsarbeit des Ordens; Sr. Pacifica Sperlich als Hausoberin und damit zuständig für die Kultur der 1000 Kleinigkeiten, wie sie es selbst gerne nennt; Sr. Nicola Schubert als ehemalige Verwaltungsangestellte in der Buchführung des Fördervereins Hospiz und Sr. Margret Harbaum in der Flüchtlingsarbeit der Gemeinde. Auch Sr. Dominica Rose, die 25 Jahre lang in der von den Pallottinerinnen errichteten Krankenpflegeschule Sozialwissenschaften, Ethik und Religion lehrte, mit 87 Jahren die Älteste im Konvent ist und zuletzt das Archiv der Gemeinschaft betreut hat, und Sr. Fernandis Westhoven, ehemals in der Krankenpflege und in der Schule tätig, fällt die anstehende Kopfentscheidung keineswegs leicht. „Aber die vielen wunderbaren Begegnungen hier nehmen wir voller Dankbarkeit mit“, sagt Sr. Rita Lore Wicklein zuversichtlich, die 24 Jahre Ärztin in den Missionsstationen von Brasilien und Belize war und erst vor ein paar Jahren nach Bensberg gekommen ist. Die Sorge um die schöne Kapelle, in der sie bis zum Silvesterabend den Küsterdienst versehen wird, setzt Sr. Hiltrud Steiner zu, verantwortlich für die Hauswirtschaft in der Klausur. Alle gemeinsam haben sie – noch bis zuletzt – mit ihrer Präsenz und den bei Patienten sehr geschätzten Besuchen am Krankenbett viel zu dem spürbar pallottinischen Geist im VPH beigetragen. Nun gilt es, ein letztes Mal das zu tun, was gerade „dran“ ist, wie Vinzenz Pallotti es selbst einmal ausgedrückt hat.

Für die Schwestern bedeutet das, ihr Alter und den damit verbundenen Kräfteverlust in den vielen beschwerlich gewordenen Alltagssituationen anzunehmen und sich der Herausforderung eines neuen Lebensabschnittes mit zunächst vielen Unbekannten bewusst zu stellen. Wörtlich schreibt Provinzoberin Sr. Helga Weidemann in einer offiziellen Mitteilung an alle VPH-Mitarbeiter: „Nach dem Vorbild unseres Ordensgründers Vinzenz Pallotti, der vor mehr als 175 Jahren als Priester in Rom mit seinem Dienst an den Armen, Kranken und Waisen etwas in Bewegung gesetzt und dafür später die ‚Vereinigung des Katholischen Apostolates’ gegründet hat, haben auch wir Pallottinerinnen immer – und auch heute noch – unseren Auftrag in der Welt gesehen. Der Umgang mit Menschen vom Lebensanfang bis zum Ende, ihre Begleitung und Versorgung, sind uns ein Herzensanliegen gewesen, sodass wir vor mehr als 58 Jahren hier in Bensberg dieses Krankenhaus gebaut haben.“

Immer wieder habe die Bensberger Kommunität anstehende Aufgaben gemeinsam mit den Klinikmitarbeitern weiterentwickelt und bereitwillig Impulse aufgenommen und umgesetzt, würdigt Sr. Helga die Arbeit ihrer Mitschwestern in der Vergangenheit. Denn es gehöre zum Selbstverständnis der Pallottinerinnen, „wach zu bleiben für die Anrufe Gottes in der jeweiligen Zeit und darauf verantwortliche Entscheidungen zum Wohl der Menschen zu finden“. Nun würden sich die Pallottinerinnen von einem Ort verabschieden, an dem die meisten von ihnen – und viele vor ihnen – über Jahrzehnte leidenschaftlich gern gearbeitet und auch eine Heimat gehabt hätten. „Der dankbare Rückblick auf eine segensreiche Zeit von mehr als 58 Jahren stärkt uns bei diesem Abschied“, heißt es am Schluss ihres Briefes.

Das Vinzenz Pallotti Hospital war am 7. Oktober 1958 mit einer Gemeinschaft von damals insgesamt 60 Schwestern feierlich in Betrieb genommen worden. Im Laufe der Jahrzehnte sind dann immer noch neue Einrichtungen hinzu gekommen: erst die Krankenpflegeschule, dann die Hebammenschule, schließlich die Elternschule und zuletzt noch das Bildungsinstitut für Gesundheit. „Mit Erziehung und Bildung hat eigentlich damals alles angefangen“, spannt Sr. Dominica den Bogen zum ersten Engagement Vinzenz Pallottis in Rom. „Wir haben, wo auch immer auf der Welt wir tätig wurden, stets bei den Ärmsten angefangen, haben uns dann um die Kinder gekümmert und waren schließlich vor allem in der Krankenpflege tätig. Es war unser Ordensheiliger, der uns das vorgelebt hat. Für die vielen Waisenkinder seiner Zeit, deren Eltern der Choleraepidemie in Rom zum Opfer fielen, suchte er damals Frauen, die die Erziehung und Bildung dieser Kinder in die Hand nahmen. Aus ihnen sind schließlich die Pallotterinnen hervorgegangen.“

Offiziell von Bensberg Abschied nehmen werden die Pallottinerinnen mit einem Dankgottesdienst am 15. Dezember um 15 Uhr in der Krankenhauskapelle des VPH, zu dem vor allem die Mitarbeiter des Krankenhauses, aber auch alle diejenigen eingeladen sind, die sich dem Haus und den Schwestern verbunden fühlen.

Text und Foto – Beatrice Tomasetti

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