Kreuzweg – Station 13

Jesus wird in den Schoß seiner Mutter gelegt

Station-13
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Es ist vollbracht. Die Qualen und die Schmerzen sind ausgestanden. Tiefe Erschöpfung, aber auch Ruhe liegen über diesem Bild. Der Sohn ist geborgen im Schoss seiner Mutter. Nicht schreiende Totenklage, nicht versteinerte Trauer kennzeichnen diese Szene am Fuß des ragenden Kreuzes, sondern eine unglaubliche Innigkeit und Zärtlichkeit. Bei allem Schmerz, bei allem Mitleiden wirkt das von einem Trauerflor umspielte Gesicht der Gottesmutter doch wie verklärt von einer innigen Liebe, die sich auch ausdrückt in der zarten Behutsamkeit, mit der ihre Hände den Leichnam ihres Kindes stützen. Als wollte er schlafend ausruhen, so hat Jesus sein von der Dornenkrone gezeichnetes Haupt an die Schulter seiner Mutter gelehnt, deren grünes Gewand schon etwas von der Hoffnung auf das neu erwachende Leben anzudeuten scheint…

Neben den beiden werden in einer Felsspalte zwei Totenschädel sichtbar. Die alte Legende vom Grab Adams auf dem Kalvarienberg – der erste Adam ist da begraben, wo der zweite Adam (Jesus) den Tod besiegt – hat die Künstler immer wieder den Schädel Adams zu Füssen des Kreuzes darstellen lassen. Sieger Köder hat hier, den Schädel Evas hinzugefügt – angeregt durch die Bilder von der „Höllenfahrt Christi“, wo an der Spitze der Erlösten des Alten Bundes, die Christus bei seiner Auferstehung aus der Unterwelt befreit, Adam und Eva schreiten. Der alte Adam und die alte Eva stehen hier dem neuen Adam (Jesus) und der neuen Eva (Maria) gegenüber – überwunden und erlöst zugleich.

Auf der linken Schulter Mariens hat sich eine Taube mit Ölzweig im Schnabel niedergelassen – ein in diesem Zusammenhang ungewöhnliches Motiv. Es erinnert uns an jenes Hoffnungszeichen, dass nach der Katastrophe der Sintflut dem Noah in der Arche den Neuanfang signalisierte, den Gott in einem neuen Bund mit den Geretteten machte. So schlägt diese Station einen gewaltigen Bogen von der Schöpfung über den Noahbund bis hin zum Neuen Bund, der besiegelt wurde im Tod des Lammes, das geschlachtet wurde für uns.

Maria, die neue Eva, ist zugleich das Urbild der Kirche, die bis auf den heutigen Tag „seufzt und auf das Offenbarwerden der Erlösung wartet“. In dieser Zeit des „Schon und Noch-Nicht“ hält sie in ihren Händen den Leib Christi – gebrochen für uns.

Johann Sebastian Bach hat gegen Ende seiner Matthäus-Passion ein Baßarioso eingefügt, dass auf seine Weise die Botschaft dieses Bildes wunderbar ausdrückt:

Am Abend, da es kühle war, ward Adams Fallen offenbar,
am Abend drücket ihn der Heiland nieder, am Abend kam die Taube wieder
und trug ein Ölblatt in dem Munde. 0 schöne Zeit, o Abendstunde!
Der Friedensschluss ist nun mit Gott gemacht; denn Jesus hat sein Kreuz vollbracht.

Sein Leichnam kommt zur Ruh. Ach, liebe Seele, bitte du, geh, lasse dir den toten Jesum schenken!
0 heilsames, o köstlichs Angedenken!

 

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