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Komm Schöpfer Geist …

Pfingsten: Geburtstag der Kirche und ein Grund zum Feiern

Pfingsten – worum geht es da eigentlich? Für viele ist der Feiertag – neben Weihnachten und Ostern das dritte Hochfest der katholischen Kirche – eine mysteriöse Angelegenheit. Der Heilige Geist ist beteiligt und Feuerzungen, die vom Himmel regnen – so viel ist bei manchen doch noch hängengeblieben. Für andere ist Pfingsten einfach ein verlängertes Wochenende im Frühsommer, das sich gut für einen Kurzurlaub nutzen lässt. Dabei ist gerade die Pfingstbotschaft entscheidend für unser Christsein.

In der Apostelgeschichte wird erzählt, wie die Jünger Jesu – Männer und Frauen, die ihm nachgefolgt waren – in Jerusalem zusammen sind. Auch Maria, seine Mutter, ist darunter. Sie fühlen sich mutlos, ohne Perspektive, zutiefst verunsichert. Genau 50 Tage (griechisch: pentekoste) sind vergangen, seit Jesus von den Toten auferstanden ist. Danach ist er ihnen erschienen und hat 40 Tage in ihrer Mitte verbracht, mit ihnen geredet und gebetet. Nach seiner Himmelfahrt fühlen sie sich erneut alleingelassen. Was tun, wohin gehen? Mitten in ihre Mutlosigkeit bricht der Geist Gottes wie ein gewaltiges Naturspektakel ein:  als brausender Sturm,  als feurige Zungen. Die Männer und Frauen, die sich ängstlich zurückgezogen hatten von der Welt, eilen aus dem Haus und beginnen in fremden Sprachen zu reden, so dass sie von Menschen verschiedener Ethnien verstanden werden. Sie sind sprichwörtlich be-geistert. Ihre Worte wirken so ansteckend und glaubwürdig, dass sich 3000 Zuhörer an Ort und Stelle taufen lassen. Von diesem Moment an verbreitet sich das Evangelium in aller Welt, in allen Sprachen und Nationen – die Geburtsstunde der Kirche.

Dieses „Pfingstwunder“ sagt uns: Das Wort Gottes wird verstanden, weil es die Menschen in ihrer eigenen Sprache anspricht –  in ihrer Lebenswirklichkeit, in ihrer Zeit.  „Als sie das hörten, traf es sie mitten ins Herz“ (Apg 2,37). Es schafft Gemeinschaft. Das Verbindende hat mehr Gewicht als das Trennende.
Aktuell erscheint uns die Pfingstbotschaft bis heute auch, weil sie eine politische Dimension besitzt:  „Vielleicht kann der Geist Gottes auch heute Mut machen, vor den Problemen einer von Terror und Hass regierten Welt nicht zu kapitulieren. Vielleicht erinnert das Pfingstfest daran, mit Gottes Augen auf die Menschen zu sehen: mit einem Blick der Liebe, mit dem Versuch, einander zu verstehen – wenn nicht die jeweilige Landessprache, so doch die Sehnsüchte und Hoffnungen der anderen Menschen. Vor dem Urteilen und Handeln zuerst zu fragen: Was will der andere, warum denkt er so, was fühlt er? Und diese Fragen (und Antworten) dann in das eigene Denken, Fühlen und Handeln einbeziehen. So kann vielleicht eine gemeinsame Sprache entstehen, die begeistert für eine Welt, in der nicht Terror, sondern Gerechtigkeit und Liebe das Leben prägen.“ (zitiert aus: www.familien234.de, Internetseite der Familienpastoral im Erzbistum Köln).

Darüberhinaus bedeutet Pfingsten auch für jeden Einzelnen: ein neuer Impuls, frischer Wind, Geist, der Mut macht und stärkt. Dazu schreibt Paulus Terwitte, Vorsteher des Kapuzinerklosters Liebfrauen, Frankfurt, im andere zeiten  Magazin zum Kirchenjahr 2/2016: „In der Tat: Der Geist Gottes steckt uns an. Er bewegt und belebt. Ein Fest ohne Gesicht. Weihnachten – das Kind. Ostern – der auferstandene Jesus. Aber Pfingsten? Kein Bild von Gott. Wie sympathisch. Mitfühlender Geist. Kraft, die im Innersten wirkt. Den inneren Antrieb steuert. Zur Tat antreibt. Deshalb liebe ich dieses Fest! Weg vom Starren auf einen Gott. Bewegt werden in Gott, durch ihn und mit ihm. Gott durchflutet mich, löst mich, richtet mich auf und erneuert mich, beschwingt, beruhigt, aber auch: beunruhigt mich, beatmet mich, aber auch: macht mich atemlos. Und schlussendlich: vollendet mich beim letzten Ausatmen.“

Text – Martina Martschin
Foto – Flickr, onnola [1], Kölner Dom – Pfingstfenster (1848)

 

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