Gemeinsam die Spuren Gottes suchen

St. Joseph war Gastgeber bei der Visitationseröffnung durch Weihbischof Ansgar Puff

Eine Visitation ist kein Kontrollbesuch, keine Weiterbildungsveranstaltung und auch kein Beschäftigungsprogramm. Bei ihrer feierlichen Eröffnung in St. Joseph stellte Weihbischof Ansgar Puff gleich zu Beginn klar, was diese – in der Regel alle fünf oder sechs Jahre vorgesehene – Einrichtung der katholischen Kirche in den Diözesen sein soll und was nicht. Denn die positive Erklärung lieferte der Gast aus Köln gleich hinterher: „Es geht darum, die Spuren Christi in der Vergangenheit gemeinsam zu entdecken – von außen durch mich und von innen durch Sie“, so der Bischof zum Auftakt seines Besuchs im Bergischen an die Adresse der versammelten Gläubigen beider Gemeinden. Denn hier in St. Nikolaus und St. Joseph gebe es vieles zu entdecken, das den Menschen geschenkt sei. Bei dieser gemeinsamen Entdeckungsreise gehe es primär um das Fragen nach dem Willen Gottes für die Zukunft der Gemeindepastoral, betonte Puff. „Der Sinn einer Visitation ist, nach den Spuren Gottes in unserem Leben zu suchen. Darum wird es zwei Wochen lang gehen.“ Später werde er eine Rückmeldung auf das geben, was ihm in dieser Zeit aufgefallen sei, versicherte der Bischof.

In seiner Predigt griff er die Botschaft des Evangeliums (Mt 23,23-26) auf, in der er noch einmal die Mahnung Jesu, das Wichtige vom Unwesentlichen zu unterscheiden, aufgriff. Jesus gehe es um Treue, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit; Begriffe, nach denen er auch bei jedem Einzelnen von uns nachfrage, unterstrich der Gast aus Köln. Wörtlich sagte er: „Jesus fragt uns: Kannst du dich versöhnen, in einem anderen das Gute sehen? Bist du gerecht, dass jeder bekommt, was er zum Leben braucht? Wie sieht es hinter der Fassade, in deinem Herzen aus?“ Das Evangelium, so der Bischof, mache nachdenklich. „Jesus will uns keine Vorwürfe machen, aber er will uns dazu bringen, mehr über unser Handeln nachzudenken und mit unserem Herzen mehr in diese Richtung zu leben. Heute können wir neu anfangen!“, rief er schließlich seinen Zuhörern ermutigend zu.

Dass die Gemeinden in Bensberg und Moitzfeld von einem guten Netzwerk untereinander profitieren und es ein unübersehbar lebendiges Pfarrleben mit zahlreichen Gremien, Verbänden und Institutionen mit vielen ehrenamtlich Engagierten gibt, wurde beim anschließenden Zusammentreffen mit dem Pfarrgemeinderat deutlich. Die unverkennbaren Stärken und Schwerpunkte legten die „Hüter“, die jeweils für einen Teilbereich Verantwortlichen, beider Gemeinden dar, indem sie in kurzen Statements ihren Einsatz für die Caritas, die Kinder- und Jugendarbeit mit ihren vielen Gruppierungen im Bereich der Messdiener, Pfadfinder, KJG und Kinderchöre sowie die Ökumene und die Öffentlichkeitsarbeit skizzierten. Sie stellten aber auch heraus, dass Feste zu feiern ebenso ein ganz wesentlicher Punkt des Selbstverständnisses beider Gemeinden ist – letztlich auch, um eine gastliche Kirche zu sein. Nach dieser Vorstellungsrunde zeigte außerdem die Bonner Theologiestudentin Franziska Strecker, die mit Kommilitonen die Auswertung der Gemeindebefragung vorgenommen hatte, mithilfe von Schaubildern erste Ergebnisse und Trends auf, die demnächst für weiterführende Überlegungen einer zukunftsfähigen Pastoral am Ort genutzt werden sollen. Dabei teilte Pfarrer Andreas Süß Weihbischof Puff mit, dass die mit viel Fleißarbeit erstellte Erhebung eine erste Grundlage für die am 11. September anberaumte Gemeindeversammlung sein wird.

Bischöfliche Visitationen sind in der katholischen Kirche ein ganz normaler Vorgang. Ziel sind Begegnung und Ermutigung; es geht ums Zuhören und voneinander Lernen. Die Gespräche dienen der Kontaktpflege und der Verbindung zwischen Bistumsleitung und den Gläubigen in den Gemeinden. Die sogenannten Visitatoren wollen einen Einblick in die Gemeinden und Einrichtungen gewinnen und die lokalen Gegebenheiten und Probleme kennenlernen. Bei den Besuchen stehen vorwiegend Gespräche auf dem Programm. So ist der persönliche Austausch mit den hauptberuflichen Mitarbeitern und der mit den Vertretern von Gremien und Institutionen vorgesehen. Außerdem gibt es immer auch Begegnungen mit Ehrenamtlichen und Sitzungen mit den Räten. Darüber hinaus gehören Gottesdienste mit der Gemeinde ebenso selbstverständlich mit zu dem stets umfangreichen Visitationsprogramm.

Text und Fotos – Beatrice Tomasetti