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„Erfüllte Leere“ ist in St. Peter Programm

Das Seelsorgerteam lud den scheidenden PGR zu einem Dankeschön-Ausflug in die Kölner Kunst-Station ein

„Der leer geräumte Raum ist nicht Selbstzweck. Er ist zunächst Gottesdienstraum, der sich unserer Zeit und Welt nicht verschließt, sondern sich bewusst zeitgenössischer Kunst und Musik öffnet.“ So lautet das Credo der Kunst-Station St. Peter in Köln. Konkreter noch heißt es in einem kleinen Führer der von Jesuiten geleiteten Innenstadt-Gemeinde unweit des Neumarkts: „In diesem Raum begegnen sich Zeitliches und Heiliges, Mensch und Gott. In seiner befreienden Schlichtheit und Schönheit darf der Besucher Gottes Gegenwart erahnen.“ Und: „Die Jesuiten sehen ihren Auftrag darin, die Fragen der Zeit aufzugreifen, die Kirche dafür zu öffnen und einen Weg zu suchen und zu gehen mit allen, die sich diesem Raum aussetzen. Die Türen stehen offen für alle, die eine spirituelle Heimat und einen Ort der Ehrlichkeit suchen.“

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Der Besuch dieser „vitalen nachvolkskirchlichen Gemeinschaft voller Potenziale“, wie Pater Stephan Kessler SJ, der am kommenden Sonntag offiziell die Seelsorge an St. Peter übernimmt, seinen neuen Wirkungsort charakterisiert, war von Pfarrer Andreas Süß bewusst für den Abschied vom derzeit noch amtierenden Pfarrgemeinderat gewählt worden. Eine Führung durch die Kirche mit einer kurzen Gebetszeit, ein Lunch-Konzert unter der Überschrift „Orgel-Mixturen“ mit zeitgenössischer Musik, gespielt vom Titularorganisten Prof. Zsigmond Szathmáry, und der Austausch mit Pater Kessler über „Seelsorge im Hier und Jetzt“ markierten die Eckpfeiler dieses Ausflugs, der eine Reihe eher unkonventioneller, aber dennoch ernsthafter Impulse für eine zukunftsfähige Pastoral unter besonderen Parametern bot. „Niemand gehört zu St. Peter. Uns geht es nicht ums Binden; wir sind eine Fahr- und keine Pfarrgemeinde“, stellte der Jesuit beispielsweise gleich zu Beginn klar. So gäbe es auch kein Kirchengemeindekonzept. „Wir leben von Bildern, Musik und Gerüchen.“ Eine Predigt werde unter Umständen schnell wieder vergessen. „Mit einer guten Katechese halten wir die Leute nicht fest. Die Menschen kommen vielmehr, wenn sie bei uns relevante religiöse Erfahrungen machen, die ihnen etwas bringen.“

Neue Zugangswege zu Glaube und Kirche „jenseits der begangenen Pfade kirchlicher Präsenz“ zu schaffen – darin liegt für den Theologen Kessler, der von der Jesuiten-Hochschule in Frankfurt Sankt Georgen an den Rhein wechselt, die Herausforderung. Das machte er im Gespräch mit den Besuchern aus dem Bergischen deutlich. Und er skizzierte seine Vorstellungen von Kirche: „Ich träume von St. Peter als einem Ort, an dem man Menschen entsprechend dem jesuitischen Seelsorgeideal durch geistliche und leibliche Werke der Barmherzigkeit zu Hilfe kommt, und als einer Gemeinde, in der die Zusage Gottes zeitsensibel verkündet wird und kirchliches Handeln auf der Höhe der Zeit ist. Ich träume von St. Peter als einer Oase, in der die Stille zu Wort kommt und relevante Erfahrungen von Spiritualität und Schweigen gemacht werden, und als einer Kirche, die sich im besten Sinne des Wortes als ‚katholisch’ erweist und Grenzen überspringt, indem sie in Gottesdienst, Kunst und Musik konsequent gegenwärtig ist; die sich mit Interesse und Wohlwollen kirchlich Entfremdeten und postsäkularen Menschen verbunden weiß. Ich träume von einem Zentrum, an dem Liebe zu Gott und deswegen auch Liebe zur Welt jenseits von Belanglosigkeit und jenseits von Beliebigkeit experimentell und missionarisch gelebt wird.“

Auch wenn die Umsetzung solcher Ideen, wie sie in St. Peter konsequent erfolgt, nicht wirklich realistisch auf die Situation anderer Gemeinden, wie beispielsweise auf Bensberg und Moitzfeld übertragbar ist, so sorgten die gesammelten Anregungen an diesem Mittag doch für viel Diskussionsstoff und auch Erstaunen darüber, dass sich hier seit Jahrzehnten bereits eine ganz eigene Klientel religiös Suchender etabliert hat und mit viel Lebendigkeit und Kreativität ihre Vorstellung von einer Glaubensgemeinschaft lebt; dass es vor allem aber erlaubt ist, im wahrsten Sinne des Wortes einen „pastoralen Zukunftsweg“ immer wieder neu zu denken und zu beschreiten.

Die Beschäftigung mit diesem spannenden Thema, das bei einem gemeinsamen Mittagessen im Restaurant „12 Apostel“ am Heumarkt vertieft wurde, nutzte Pfarrer Süß vor allem auch dafür, den scheidenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Pfarrgemeinderates, die zum Großteil nach mehreren Wahlperioden und vielen Jahren ehrenamtlichen Engagements in den sehr unterschiedlichen Ausschüssen des PGR nun ausscheiden, sehr ausdrücklich für allen Einsatz zum Wohl der Gemeinde zu danken. An jeden Einzelnen gewandt sagte er: „Ohne Sie wäre lebendige Gemeinde am Ort nicht denkbar!“

Text – Beatrice Tomasetti
Fotos – Rolf Brendecke

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