Eine Liebeserklärung über den Valentinstag hinaus

Mit einem Brief lädt Pfarrer Andreas Süß zum Zwiegespräch mit Gott ein

„Lass uns wieder einmal miteinander reden…“ So endet ein Brief, der am heutigen Gedenktag des Heiligen Valentin mit Gott als Absender in der Kirche verteilt wird. „Weil du für mich teuer und wertvoll bist, habe ich alles für dich gegeben und will dir nahe sein, weil ich dich liebe“, lautet eines der Zitate aus diesem „Liebesbrief“. Ein anderes verspricht: „Ich habe Pläne für dich voller Hoffnung und Zukunft und zeige dir den Weg zum Leben in Fülle und Freiheit.“ Zusammengestellt sind Psalmenverse, aber auch einzelne Sätze aus dem Alten Testament sowie dem Matthäus- oder Johannes-Evangelium, die sich wie eine Liebeserklärung Gottes an den Menschen lesen und über den Valentinstag hinaus Gültigkeit haben. Pfarrer Andreas Süß, der die Initiative zu diesem Schreiben entwickelt hat, verknüpft damit eine Einladung an jeden Einzelnen, mit Gott (wieder) in ein Gespräch zu finden. Denn so sagt der Seelsorger: „Er will mit dir reden, will dir zuhören, mir dir lachen und warten, bis du Worte findest. Weine und klage, du darfst ihm auch Vorwürfe machen. Und dann warte – in die Stille hinein. Er wird dir antworten.“

Ein etablierter kirchlicher Feiertag ist der Valentinstag, der nach dem alten katholischen Heiligenkalender auf den 14. Februar fällt, zwar nicht. Doch seit einigen Jahren nutzen die Kirchen den Tag der Verliebten, um auf die kommerziellen Interessen, die mit diesem Datum einhergehen, mit einem alternativen Angebot zu reagieren und dem wachsenden Boom an Pralinengeschenken und Blumengrüßen die christliche Liebes-Botschaft entgegenzuhalten. Mancherorts werden dazu sogar Segnungsgottesdienste veranstaltet. Der Brauch, einem geliebten Menschen an diesem Tag etwas zu schenken, leitet sich aus Heiligenlegenden und antiken Traditionen her. Um das Leben Valentins ranken sich mehr Fragen und Spekulationen als gesicherte Antworten. Das Gedenken gilt möglicherweise dem Valentin, der im dritten Jahrhundert als Bischof von Terni in Umbrien amtierte und um das Jahr 268 in Rom als Märtyrer starb. Vielleicht handelt es sich aber auch um den römischen Priester Valentin, der am 14. Februar 209 das Martyrium erlitt. Trotz eines Verbotes des Kaisers Claudius II. soll er Liebespaare nach christlichem Zeremoniell getraut und in Partnerschaftskrisen geholfen haben. Dass der Valentinstag der Tag der Verliebten ist, könnte auch daher stammen, dass die Kirche in frühen Zeiten am 14. Februar das Fest der Darstellung Jesu im Tempel beging – auch im biblischen Bild des Bräutigams. Vom himmlischen Bräutigam blieb später nur der Bräutigam über – und aus dem kirchlichen wurde ein weltlicher Festtag.

Der Valentinstag hat aber auch heidnische Wurzeln. Mitte Februar gedachte man im Alten Rom der Göttin Juno, die als Schützerin von Ehe und Familie galt. Die Frauen bekamen Blumen geschenkt. Ebenfalls im Umkreis des 14. Februar wurde das Fest des Hirtengottes Lupercus gefeiert. In einer „Liebes-Lotterie“ fanden junge Frauen und Männer durch Losentscheid zueinander. Seit dem späten 14. Jahrhundert gilt der Valentinstag in England und Frankreich als „Tag der Verliebten“. In Deutschland kamen Valentinsgrüße erst nach dem Zweiten Weltkrieg durch Einflüsse aus den USA in Mode.

Text – Beatrice Tomasetti
Foto – Flickr, spatz_2011 Charaktere – characters