Dank für Solidarität mit Christen im Nahen Osten

Pater Georges Aboud konzelebrierte am Sonntag in St. Nikolaus und berichtete von der Situation in Syrien

Einen Zwischenstopp auf seiner Deutschlandreise, wo er in Vorträgen und Predigten über die Situation der verfolgten Christen in seiner Heimat Syrien berichtet, legte am gestrigen Sonntag Pater Georges Aboud vom Orden der Basilianer Salvatorianer in Bensberg ein. Auf die Vermittlung von Gemeindemitglied Markus Bollen, der den Ordensmann im Jahr 2000 als Reiseführer durch den Libanon und nach Syrien erlebt hatte, zelebrierte der griechisch-melkitische Katholik an der Seite von Pfarrer Andreas Süß, der seinerseits den Mitbruder aus Damaskus auf das Herzlichste willkommen hieß. Auch im Anschluss an die Eucharistiefeier war der Gast aus Syrien noch lange ein gefragter Gesprächspartner auf dem Kirchplatz.

Ins Zentrum seiner kurzen Ansprache am Ende der Messe stellte Pater Georges seinen Dank an die Gemeinde für jede Form der Unterstützung und Zeichen der Solidarität mit den Christen im Nahen Osten und besonders in Syrien. Gleichzeitig bat er die Gläubigen um das gemeinsame Gebet für Frieden in diesem Kriegs- und Krisengebiet. „Als Syrer und Christen leben wir in unberechenbaren Umständen und ständiger Lebensgefahr. Es geht um unsere Existenz“, erläuterte er. Auch wenn der Alltag weitestgehend normal laufe, sei er doch immer abhängig von der Entwicklung der aktuellen Lage an der Front, die sich nicht weit von Damaskus befinde. Unangekündigt könnten jederzeit Mörsergranaten oder Raketen einschlagen und das Leben mit einem Mal dramatisch verändern, schilderte er Alltagserfahrungen. Die Angst der Christen vor den Kämpfern des „Islamischen Staates“ oder von Al-Nusra sei omnipräsent und die Sorge groß, sie könnten in die Gemeinde eindringen und hier ein Blutbad anrichten oder ihre Opfer verschleppen. Denn die Front, an der sich Truppen des Assad-Regimes und islamistische oder andere Rebellengruppen gegenüberstehen, ist gerade einmal zwei Kilometer entfernt.

Der Gemeinde von Pater Georges Aboud, St. Cyrill, gehören etwa 2000 Familien an. Vor dem Ausbruch des Krieges in Syrien 2011 seien es noch 3000 gewesen, insgesamt also um die 15.000 Gläubige. Schätzungsweise sei ein Drittel von ihnen mittlerweile geflohen, sagt Aboud. Denn die Menschen fürchteten tagaus, tagein die Sprengstoffattentate, Autobomben und hinterhältigen Angriffe, die zu diesem unsäglichen Terror gehören. „Immer wieder müssen wir Jugendtreffen wegen der drohenden Gefahr absagen oder die Kinder, die in unser Katechismus-Zentrum kommen, sowie ihre Leiterinnen und Leiter schützen.“ Allein die Pfadfindergruppe zähle 200 Kinder und Jugendliche; außerdem gibt es 80 Erstkommunionkinder in diesem Jahr. Gerade dieser große Zulauf an Jugendlichen zeige jedoch auch, so Pater Georges, dass viele Menschen bislang im Land geblieben seien. „Unsere Pfarrei ist nicht die einzige, die sich in dem gefährdeten Gebiet befindet. Doch sie ist offen – wie die anderen auch, und noch führen wir alle Dienste durch.“ Im Moment könne man in St. Cyrill wegen des derzeitigen Waffenstillstands normal leben, sagt Pater Aboud. Kinder gingen zur Schule, Geschäfte hätten geöffnet, es gebe Lebensmittel. „Die meisten Syrer wollen nicht auswandern; sie wollen ihr Vaterland nicht verlassen, weil es ein heiliges Land ist“, argumentiert der Geistliche am Ambo. Aber es sei auch ein Land, in dem viele Märtyrer ihr Leben für Christus geopfert hätten. „Wir wünschen uns von Europa, dass es sich für eine friedliche Lösung im Nahen Osten und in Syrien einsetzt“, fügt Pater Georges noch hinzu.

Laut „Kirche in Not“ hat es vor Kriegsbeginn etwa 2,5 Millionen Christen im 21-Millionen-Einwohner-Staat Syrien gegeben. Mehr als eine halbe Million sei jedoch seitdem vertrieben worden, geflüchtet oder ausgewandert. „Kirche in Not“ hat eine Vielzahl an Fällen von Gewalt gegen die christliche Minderheit registriert: So verwüsteten oder sprengten Islamisten Kirchen, zwangen Christen, zum Islam überzutreten, verschleppten und erschossen sie. Pater Aboud zitiert seinen Patriarchen Gregorios III.: „Die Bedrohung für uns Christen im Nahen Osten ist nicht der Islam, sondern die Auseinandersetzung zwischen den arabischen Staaten.“ Deshalb sei der Dialog zwischen den verfeindeten Regierungen und Gruppen wichtig, um eine politische Lösung zu finden. Pfarrer Georges Aboud wird Mitte Mai nach Damaskus zurückkehren. Er hofft: „Wenn in Syrien einmal die Ordnung wiederhergestellt ist, werden alle Bürger – Moslems und Christen – auch friedlich miteinander leben können.“
Mit einer Spende kommen die beiden Gemeinden St. Nikolaus und St. Joseph der Bitte von Pater Georges nach, ihn bei der Anschaffung von Instrumenten für seine Pfadfindergruppe zu unterstützen.

Text – Beatrice Tomasetti
Foto – Markus Bollen