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Blick zurück in Dankbarkeit

Am „Sonntag des Guten Hirten“ verabschiedeten sich die Moitzfelder von Pfarrer Janßen

Wer an diesem Sonntag – nach Moitzfelder Art – erst in allerletzter Minute zur Messe erschien, lief Gefahr, nicht einmal mehr einen Stehplatz zu ergattern. Zur feierlichen Verabschiedung von Pfarrer Heinz-Peter Janßen am Sonntag, dem 26. April, war St. Joseph bis in den letzten Winkel gefüllt. Selbst im Altarraum drängten sich die Messdiener – darunter auch etliche „Ehemalige“.

In seiner Ansprache erinnerte sich der scheidende Seelsorger an den Moment vor 26 Jahren, als er mit  dem damaligen Weihbischof Dick an derselben Stelle stand und „voll Beklommenheit“ auf die ihm anvertraute Gemeinde blickte. Kurz nach dem plötzlichen Tod von Pastor Kaiser war Janßen, der bereits seit 1982 Pfarrer an St. Nikolaus war,  auch zum Pfarrer von St. Joseph berufen worden.

Ein anfängliches „Fremdeln“ auf beiden Seiten war recht bald überwunden. Moitzfeld und die Moitzfelder seien ihm ein Stück Heimat geworden, betonte Janßen, so dass er heute mit „Verbundenheit und Dankbarkeit“ auf die gemeinsame Zeit zurückblicken könne. Natürlich sei auch an einem Tag wie diesem wieder Beklommenheit spürbar, denn der Abschied beinhalte ein „Loslassen-Müssen“ von vielem, was ihm lieb und vertraut geworden sei. Umso mehr freut sich der „Ruheständler“ darüber, dass seine Nachfolge geregelt ist und nach den Sommerferien zwei Seelsorger, Pfarrer Andreas Süß und Pastoralreferent Leonhard Schymura,  ihren Dienst in den beiden Gemeinden antreten werden. Wie bei seinem eigenen Amtsantritt werde mit dem künftigen leitenden Pfarrer erneut ein Generationswechsel vollzogen. Das sorge für frischen Wind, für Kraft, Energie und Inspiration, die für die Bewältigung der anstehenden Aufgaben nötig seien. In seiner Predigt ging Janßen auf das Thema des Evangeliums zum „Sonntag des Guten Hirten“ ein und schlug den Bogen zum Leben der Gemeinde: Dass ein lebendiges Miteinander entstehe, Gemeinschaft und Geborgenheit wachsen könnten, sei auch dem ehrenamtlichen Engagement zu verdanken, das in der Gemeinde St. Joseph fest verwurzelt ist und einen besonderen Stellenwert hat. Stellvertretend für alle Ehrenamtler nannte Janßen diejenigen, die in der Katechese, der Fürsorge für Kranke und Notleidende und in den Gremien tätig sind. Sie alle machten durch ihr Wirken die Rolle Jesu als Guter Hirte erfahrbar. Nach seinen Worten setzte spontaner und lang anhaltender Applaus ein. Mit musikalischen Segenswünschen des Kirchenchors und Blumengaben der Kommunionkinder endete der feierliche Gottesdienst.

Drangvolle Enge herrschte auch beim anschließenden Empfang im Pfarrsaal. Das Händeschütteln wollte kein Ende nehmen. Unermüdlich lächelnd nahm Pfarrer Janßen gute Wünsche, herzliche Umarmungen, Blumen und Geschenke der Gemeindemitglieder entgegen, die in großer Vielzahl erschienen waren. Im Namen des Ortsausschusses sprach ihm Birgit Oxfort den Dank der Gemeinde aus und würdigte unter anderem sein entschiedenes Eintreten für die Eigenständigkeit von St. Joseph. Er habe die Sorge der Moitzfelder, von der größeren Schwestergemeinde geschluckt zu werden, stets ernst genommen und sich seinerzeit gegen eine Fusion beider Gemeinden ausgesprochen. Nicht zuletzt auf sein Betreiben hin sei es 2001 zum Zusammenschluss von St. Joseph und St. Nikolaus zu einer Pfarreiengemeinschaft mit einem paritätisch besetzten Pfarrgemeinderat gekommen. In Janßens Amtszeit fallen auch der Aufbau des Familienzentrums, die Renovierung des Pfarrsaals und – noch im vergangenen Jahr – die Erneuerung der Kirchenfenster. Stets habe Janßen das Ehrenamt gestärkt und die Notwendigkeit betont, dass möglichst viele Gemeindemitglieder ihre individuellen Talente im Dienst einer gemeinsamen Sache einbringen.

Als Symbol für die von ihm so gern zitierten „Charismen“ wurde ihm anschließend ein junger Apfelbaum überreicht, an dem verschiedene Apfelsorten wachsen – die Neuauflage jenes Bäumchens, das Janßen vor Jahren von der kfd Moitzfeld geschenkt bekommen hatte. Dies blieb unlängst bei seinem Umzug im Pfarrgarten von St. Nikolaus zurück und soll an seinem angestammten Platz demnächst den neuen Pfarrer erfreuen. Als Vorsitzender des Kirchenvorstands St. Joseph dankte Dr. Werner Schwamborn dem Seelsorger für die langjährige konstruktive Zusammenarbeit. Peter Freyaldenhoven, Vorsitzender der Dorfgemeinschaft, und die – aus Moitzfeld stammende – Vertreterin des Kreistags Gisela Knapp bekundeten den Wunsch, das in den Jahren gewachsene vertrauensvolle Miteinander als gutnachbarschaftliche Beziehung weiterzuführen. Claudia Heidkamp, Presbyterin der evangelischen Nachbargemeinde, würdigte die Bemühungen des scheidenden Seelsorgers um die Ökumene und betonte, wie wichtig es sei, die Gemeinsamkeiten zu stärken statt sich auf konfessionelle Unterschiede zu fokussieren. Herzliche Dankesworte kamen auch von der KJG sowie vom Kita-Team um Christine Klein, die mit ihrem musikalischen Beitrag Alt und Jung erfreuten.

An einem ganz besonderen Geschenk für Pfarrer Janßen wurde, während die Redner im Pfarrsaal sich das Mikrofon in die Hand gaben,  im Nebenraum noch emsig gearbeitet: In Fortführung des Motivs der „lebendigen Steine“ wird die aus Bensberg stammende Künstlerin Veronika Moos-Brochhagen ein individuelles Kunstwerk gestalten, das Platz in Janßens neuem Heim finden soll. Es wird aus einer Vielzahl verschiedenster Steine zusammengefügt, die zuvor von Gemeindemitgliedern mithilfe meterlanger Fäden in ein sprichwörtlich filigranes „Netzwerk“ eingearbeitet worden sind. Dabei durften ganz individuelle Fädel-, Flecht- und Häkeltechniken zum Einsatz kommen – je nach Vorliebe und Können des Betreffenden. Das interaktive Kunstwerk, das am Abend zuvor  bei der Bensberger Verabschiedungsfeier begonnen wurde, ist eine „Zugabe“ zum eigentlichen Abschiedsgeschenk beider Gemeinden an ihren langjährigen Pfarrer, der anstelle persönlicher Gaben um Spenden für die Hänsel-und Gretel-Stiftung gebeten hatte. Mit einem Mundart-Vortrag beendete Hildegard Dick den Reigen der Verabschiedungen. Auf ihre unnachahmliche Art nahm sie Person und Wirken des Pfarrers in gereimter Form noch einmal unter die humoristische Lupe und sorgte für so manchen Lacherfolg. Wie überhaupt die Atmosphäre an diesem Vormittag herzlich und heiter, entspannt und familiär war. Ein würdiges Abschiedsfest, bei dem Dankbarkeit, nicht Schwermut im Vordergrund stand.

Text – Martina Martschin
Fotos – Christian Kauer

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