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Als „Veteranen“ nach Krakau

Vor 25 Jahren habe ich mit einem Bus voller Jugendlichen aus Bonn-Beuel zum ersten Mal an einem Weltjugendtag teilgenommen; das war damals in Tschenstochau. 1993 war ich dann mit 2.500 Jugendlichen in Denver, zwei Jahre später mit 250 Jugendlichen in Manila auf den Philippinen, wo am Abschlussgottesdienst etwa 4,5 Millionen Menschen teilnahmen. Und zuletzt war ich 2005 einer von rund einer Million Pilgern auf dem Kerpener Marienfeld, als Papst Benedikt XVI. dort den Kölner Weltjugendtag beendete. Alle diese Weltjungendtage waren jeweils ganz anders in ihrer Art und bleiben mir mit ihren sehr unterschiedlichen Erlebnissen zeitlebens in Erinnerung. Doch als tiefe Glaubenserfahrung haben sich mir alle gleichermaßen geprägt. Immer waren sie eine Kraftquelle für meine eigene Überzeugung. Erstrecht wenn mir dieses überwältigende Gemeinschaftserlebnis zeigte, dass es junge Menschen in allen Teilen dieser Welt gibt, denen diese Treffen etwas bedeuten und die ihre Existenz an Gott festmachen. Allumfassende Kirche erleben – das, was „katholisch sein“ der Übersetzung nach bedeutet – machte immer Mut, sich als einen Teil von etwas großem Ganzen zu begreifen, und gleichzeitig zu sehen, dass diese Kirche in allen Kontinenten jung ist und eine Zukunft hat.

Mein Bruder, sein zukünftiger Schwager und einige wenige seiner Freunde begleiteten mich 1991 ins polnische Tschentochau. Diese Fahrt ist uns so nachhaltig in Erinnerung geblieben, dass wir heute gewissermaßen als „Junggebliebene“ und Angehörige der Generation „Ü 50“ nochmals diese Reise wagen wollen. Mein Bruder hatte mit einem gemeinsamen Freund von uns, der damals als Student zum Organisatorenteam gehörte und heute Pfarrer in der Diözese Münster ist, im letzten Jahr eine Audienz beim derzeitigen Kardinal von Krakau, dem damaligen Sekretär von Papst Johannes Paul II. Inspiriert durch diesen Besuch, kam die Idee auf, auch in diesem Jahr wieder mit von der Partie zu sein und für einen kleinen Kreis eine Teilnahme am Weltjugendtag in Krakau zu organisieren.

1991 sind wir mit dem Bus über Dresden und Auschwitz nach Tschenstochau gefahren und haben mit rund einer Million Jugendlichen diesen Weltjugendtag erlebt. Das größte Erlebnis war damals, dass wenige Tage nach dem 15. August, dem Tag der Abschlussfeier, in Moskau der „eiserne Vorhang“ fiel und viele Menschen einen Zusammenhang zwischen dem Gebet des Papstes auf dem Weltjugendtag und dem Ende des Kommunismus sahen. Dass Menschen mit der Kraft des gemeinsamen Gebetes ein Stück diese Welt zum Guten verändern können, wie in unserem Land am Beispiel des Mauerfalls dann konkret erlebbar wurde, hat mich immer sehr bewegt und mich in meiner Haltung, Gott etwas zuzutrauen, nur noch zusätzlich bestärkt.

Schon jetzt freue ich mich sehr auf unsere diesjährige „Veteranenfahrt“ und darauf, wieder die Luft eines solchen kirchlichen Großereignisses mit so vielen Menschen gleichen Glaubens zu atmen, um gesegnete Begegnungen mit ihnen und mit Gott zu haben. Das wird sicher mein ganz persönlicher „Sommer-Moment“ werden. Vielleicht treffen wir dort auch die Jugendlichen aus unseren Gemeinden und feiern in einem anderen Teil Europas ein fröhlich-frommes Miteinander fern von der Heimat.

Beitrag – Theodor Gatzweiler
Foto – Diether, Markt in Krakau [1]

 


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