Als „guter Hirte“ im Dienst der Menschen

Heute vor 60 Jahren wurde Pfarrer i.R. Ludwig Fußhoeller zum Priester geweiht

Noch bis vor wenigen Monaten feierte er regelmäßig Gottesdienste in Moitzfeld und Bensberg, blieb den großen und kleinen Gemeindemitgliedern seelsorglicher Ansprechpartner über seinen offiziellen Ruhestand vor mehr als zehn Jahren hinaus und stand als Geistlicher Begleiter zur Verfügung, wo immer er gefragt war. Ein leichter Schlaganfall hat ihn seit Anfang des Jahres eine Ruhepause einlegen lassen und war zugleich Warnsignal, von nun an etwas kürzer treten zu müssen. Heute begeht Ludwig Fußhoeller den 60. Jahrestag seiner Priesterweihe, den er am kommenden Sonntag um 10 Uhr in St. Joseph mit den Pfarrangehörigen beider Gemeinden feiert.

Doch bescheiden wünscht er sich diesen Jubiläumstag – ohne persönlichen Geschenke und Reden. Eben so, wie es dem Wesen des 86Jährigen entspricht. Eher eine Spende für die Kinder- und Jugendarbeit – das ist in seinem Sinne. Denn der Pfarrer im Ruhestand, der schon früh in einem katholisch geprägten Elternhaus mit einer ablehnenden Haltung gegenüber dem Nazi-Regime die Berufung zum Priester spürte, ist genau das, was man unter einem „guten Hirten“ versteht: offen für die Nöte und Sorgen der Menschen um ihn herum, hilfsbereit, herzlich zugewandt, kommunikativ, von geistiger Wachheit und Frische und mit einer tiefen, auch intellektuellen Spiritualität, die seine Frömmigkeit ausgezeichnet. Hinter diesem „Dienst am Nächsten“ steht der Geistliche selbst oft genug zurück. Das macht seine große Beliebtheit und Wertschätzung bei denjenigen aus, die ihm in den letzten Jahrzehnten bei seinen vielen unterschiedlichen Aufgaben in offizieller und zuletzt nur noch „ehrenamtlicher“ Mission begegnet sind.

„Ich wollte so sein wie die Priester, die ich in meiner Jugend kennengelernt habe. Ihr Dienst hat mich beeindruckt“, sagt er rückblickend. Dabei war für den 1929 geborenen Kölner aus der Südstadt besonders die politische Situation seiner Schulzeit prägend: Zunächst ist er Messdiener, bekennt sich auch in schweren Zeiten zu seinem Glauben und pflegt Kontakte zu den Jesuiten, auch wenn die Seelsorgestunden bei den Patres offiziell verboten sind. Zum Glück bleiben die geheimen Treffen unentdeckt. Heute sieht er es als „gute Fügung“, dass er die Nazi-Zeit unversehrt überstanden hat und nicht die „Napola“, die Eliteschule der NSDAP, für die ihn sein Lehrer vorgesehen hatte, besuchen musste. Auch einer Einberufung an den Westwall entgeht er im letzten Moment. Mit dem Zusammenbruch des Hitler-Regimes lebt schließlich sein Engagement in der katholischen Jugendbewegung wieder auf, und dem Wunsch, Priester zu werden, folgt die bewusste Entscheidung. Die Zeit des Vatikanischen Konzils erlebt der Jungpriester als „spannend und befreiend“. Das priesterliche Selbstverständnis verändert sich und auch die Stellung der Laien, denen nun mehr Rechte und Kompetenzen bei der Mitgestaltung von Kirche eingeräumt werden. Entwicklungen, so schildert er, die aufatmen ließen. Bis heute stützt Fußhoeller aus diesem Denken heraus die Frauen im kirchlichen Dienst mit ihren geistlichen und seelsorglichen Kompetenzen, arbeitet aus Überzeugung gerne mit ihnen zusammen und steht dem Pflichtzölibat in Verbindung mit dem Priesteramt kritisch gegenüber, auch wenn er selbst „viel von der Ehelosigkeit um des Himmelsreiches willen“ hält.

„Es gibt kaum einen Beruf, der so reizvoll ist, da er die Verbindung zu Menschen in entscheidenden Lebenssituationen schafft“, sagt Pfarrer Fußhoeller. „Ich hätte nie etwas anderes als Priester sein wollen.“ Bis heute lebt er daher aus Überzeugung mitten unter den Menschen in Moitzfeld, mit denen er sich nach wie vor sehr verbunden fühlt. Denn soziale Netze waren ihm zeitlebens wichtig. Daher hat der Geistliche auch noch einmal in seiner letzten Lebensphase, als er das Bergische als „Alterssitz“ wählte, eine Ausbildung zum Geistlichen Begleiter und Exerzitienleiter absolviert. „Exerzitien im Alltag“ waren lange sein Markenzeichen – aber auch die kreativ gestalteten Familienmessen mit den vielen jungen Menschen, die ihm am Herzen liegen. Bei beidem ging es dem Seelsorger um die Vermittlung von Glaubenserfahrungen an nachfolgende Generationen.

Nach 60 erfüllten Priesterjahren – unter anderem als Abteilungsleiter im Kölner Generalvikariat, als langjähriger Pastor in Troisdorf und zuletzt als Pfarrvikar und  Subsidiar in Bensberg – zieht er Bilanz: „Eigentlich war die schönste Zeit meines Lebens, wenn ich einfach nur Seelsorger sein durfte.“ Auch nach dem Wechsel des Bensberg-Moitzfelder Seelsorgeteams im vergangenen August profitieren die Kollegen von der Zusammenarbeit mit dem erfahrenen „Team-Player“. Nie wurde dieser müde, sich bei Fortbildungen Methoden anzueignen, die einen guten Umgang mit Gruppen und Gremien erlernen halfen und Kirche sehr eindeutig für ihn selbst, aber auch nach außen hin als Gemeinschaft erlebbar machten. Bis heute findet der in der Pfarreiengemeinschaft beliebte Seelsorger den richtigen Ton, um die ganz Kleinen, aber auch die Älteren mit sprichwörtlich offenen Armen zur Feier der Liturgie einzuladen. Seine geistlichen Wurzeln sieht der Jubilar in der Spiritualität eines Charles de Foucauld. Denn im eigenen Lebensbereich Geschwisterlichkeit zu praktizieren und das Evangelium in einer nichtchristlichen Umgebung zu leben – wie sein großes Vorbild bei den Tuaregs in der Wüste – ist ihm bis auf den heutigen Festtag aktuelle Herausforderung geblieben.

Statt persönlicher Geschenke wünscht sich Pfr. Fußhoeller eine Spende zugunsten der Jugendarbeit in unserer Gemeinde auf das Konto: Jugendhilfe e.V., Bensberger Bank; IBAN DE 33 3706 212400 026 1101 5, Stichwort: Jubiläum Pfr. Fußhoeller

Text & Foto – Beatrice Tomasetti